Beschreibung
In der Nähe ihres einstigen Wohnhauses, in der Königstraße 51 (der Verlängerung des Streckers Gang), erinnern drei Stolpersteine an die Sinti-Familie Winterstein. Der Vater Gerson Winterstein wurde bereits 1934 aus politischen Gründen verhaftet und 1940 im KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Sachsenhausen ermordet. Die beiden Kinder wurden vermutlich von ihrer „arischen“ Mutter getrennt. Am 18. April 1944 wurden sie von Hamburg aus nach Auschwitz deportiert. Es war ein kleiner Transport mit insgesamt 26 Personen, darunter 21 Kinder im Alter von 1 bis 15 Jahren. Unter den Kindern befand sich auch Else Schmidt, deren Lebensgeschichte durch ein Jugendbuch bekannt geworden ist. Der Transport traf am 20. April in Auschwitz ein, wo den Kindern am darauffolgenden Tag ihre Häftlingsnummern eintätowiert wurden. Benno starb vermutlich in Auschwitz. Seine Schwester wurde 1945 im KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Bergen-Belsen befreit.
Die Stolpersteine bestehen aus Betonsteinen mit verankerten ca. 10 x 10 cm großen Messingplatten und tragen die mit Schlagbuchstaben eingehämmerten Inschriften:
„Hier wohnte Gerson Winterstein, JG 1905, verhaftet 1934, Schicksal unbekannt“
„Hier wohnte Esther Marga Winterstein, JG 1931, deportiert 1944, Auschwitz, Ravensbrück, Mauthausen, Bergen-Belsen, befreit/überlebt“
„Hier wohnte Benno Bengalo Winterstein, JG 1932, deportiert 1944, ermordet in Auschwitz“
Entstehung
Die Patenschaften für den am 20. April 2010 verlegten Stolperstein für Benno Bengalo Winterstein übernahmen Magdalene und Götz Springorum. Bei der Verlegung der beiden weiteren Steine am 3. März 2012 übernahmen die Schülervertretung der Elsa-Brändström-Schule (Gerson Winterstein) und Dr. Ernst-Dieter Rossmann (Esther Marga Winterstein) die Patenschaften.
Im Rahmen der Verlegung im März 2012 mahnten Schülerinnen der Elsa-Brändström-Schule: „Hier entsteht der Gedenkort für die Familie Winterstein, die hier zwischen 1930 und 1944 gelebt hat. Sie waren Mitglieder der Sinti-Gemeinschaft. Die Geschichte der Roma und Sinti in Europa ist eine lange Geschichte der Diskriminierung, Verfolgung, Vertreibung bis hin zur Vernichtung. Heute repräsentieren sie die größte europäische Minderheit. Ihre Zahl ist auf etwa 12 Millionen angewachsen und zu 90% sind sie sesshaft. […] Die bisherigen Anstrengungen zur Situationsverbesserung der Roma/Sinti in Bezug auf Bildung, Arbeit, Gesundheitsleistungen, Unterkunft und soziale Integration bewirkten bedauernswert wenig. Diskriminierung erfolgt von individueller wie staatlicher Seite gleichermaßen. Sollen Roma/Sinti weiterhin als Sündenböcke für Kriminalität dienen und als schwarze Schafe Europas bezeichnet werden? So hätte sich leider nichts Wesentliches geändert gegenüber dem Schicksal der Familie Winterstein, Vater Gerson und der Kinder Marga und Benno, an deren letzten gemeinsamen Wohnort wir uns hier versammelt haben."
Die 14-jährige Schülerin Sinja ergänzte: „Bei dieser jungen Sinti-Familie wurde ständig nach polizeilich verwertbarem Fehlverhalten gesucht und stetige Repressalien führten gar zur Trennung der Eltern, dem Heimaufenthalt der Kinder sowie ihrer DeportationDeportation Bezeichnung für die zwangsweise Um- oder Aussiedlung von Menschen aus ihren Wohngebieten, zum Teil unter Androhung und Anwendung von Gewalt. Während der NS-Zeit wurden ganze Bevölkerungsgruppen wie Juden oder Sinti und Roma zunächst aus dem Deutschen Reich, dann auch aus dem übrigen Europa, in Sammellager, Gettos und Konzentrations- oder Vernichtungslager in die besetzten Ostgebiete deportiert und dort ermordet. Oft wurde dies auch zur Tarnung als "Evakuierung" bezeichnet. als ‚Zigeuner-Mischlinge‘. Für Marga begann eine Odyssee durch zahlreiche europäische KZs, die sie unmittelbar überlebte, aber für welchen Preis der körperlichen und seelischen Schädigung. Ich hoffe, dass unsere Erinnerungsarbeit dazu führt, dass die Menschen heute schneller fehlerhafte Verhaltensentwicklungen erkennen und mutig handeln.“
Die „Stolpersteine“ sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Sie gehen u.a. auf zwei Aktionen zurück, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Erinnerung an die Verfolgung von Sinti und Roma standen. Anlässlich des 50. Jahrestags der ersten Deportation der Kölner Sinti und Roma im Mai 1940 zeichnete Gunter Demnig 1990 eine Kreidespur von ihren Wohnorten bis zum Sammellager in den Kölner Messehallen.
Am 16. Dezember 1992 verlegte der Künstler vor dem Alten Kölner Rathaus eine Messingplatte im Pflaster. Sie erinnerte an den 50. Jahrestag des Befehls Heinrich Himmlers zur Deportation der Sinti und Roma in das KZ Auschwitz-Birkenau. 1996 verlegte Gunther Demnig die ersten Stolpersteine in Berlin. Mit den im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln wird an Menschen erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt oder ermordet wurden.
Die Stolpersteine werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnorten der Verfolgten in den Gehweg eingelassen. Bis heute erinnern über 100.000 Steine in Deutschland und 30 weiteren europäischen Ländern an Opfer des Nationalsozialismus. Damit sind die Stolpersteine zum größten dezentralen Mahnmal der Welt geworden.
Gestaltung
Gunther Demnig wurde 1947 in Berlin geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1967 studierte er zunächst Kunstpädagogik und Industrial Design an der Hochschule für bildende Künste Berlin und Kunstpädagogik an der Gesamthochschule Kassel. Dort legte er das 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern „Bildende Kunst“ und „Werken“ ab. Nach einem Studium „Freie Kunst“ an der Universität Kassel von 1974 bis 1977 arbeitete er zunächst im Bereich der Denkmalsanierung sowie zwischen 1980 und 1985 als künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Kunst der Universität Kassel.
Seit 1985 unterhält er ein Atelier in Köln. Gunter Demnig ist seit 1987 Mitglied im Internationalen Künstlergremium. Dieser Zusammenschluss von Künstlern, Kuratoren und Kritikern setzt sich für Kunst-, Informations- und Pressefreiheit sowie für kulturelle Selbstbestimmung, Toleranz und kulturelle Vielfalt ein. Nach den Aktionen zur Erinnerung an die Deportation von Sinti und Roma in den Jahren 1990 und 1992 entwarf Gunther Demnig 1993 das Projekt „Stolpersteine“. 1996 fand die erste Steinverlegung in Berlin-Kreuzberg statt, die zu dem Zeitpunkt noch nicht genehmigt war und erst später legalisiert wurde.
Für sein Projekt „Stolpersteine“ erhielt Gunther Demnig zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2004 die Herbert-Wehner-Medaille der Gewerkschaft ver.di, 2006 den Bertini-Preis der Stadt Hamburg und 2011 die Otto-Hirsch-Medaille der Stadt Stuttgart. Im Jahr 2008 wurde er mit dem Titel „Botschafter für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet. Gunther Demnig lebt in Frechen bei Köln.
Quellenangaben
Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte
https://www.spurensuche-kreis-pinneberg.de/spur/stolpersteine-fur-die-sinti-und-roma-familie-winterstein/, Beitrag von Gisela Hansen am 27.3.2020
https://www.shz.de/lokales/elmshorner-nachrichten/fuenf-neue-stolpersteine-id2127446.html am 27.3.2020
https://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article107682504/Stolpersteine-erinnern-an-Elmshorner-Nazi-Opfer.html am 27.3.2020
http://jusos-elmshorn.de/2016/05/09/reinigen-der-elmshorner-stolpersteine-am-tag-der-befreiung/ am 27.3.2020
Hesse, Hans: Stolpersteine. Idee, Künstler, Geschichte, Essen 2017.
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Hrsg.): Stolpersteine. Gunter Demnig und sein Projekt, Köln 2007.
Wir danken dem Hamburger Abendblatt/Frau Drews für die freundliche Erlaubnis zur Nutzung des Fotos von Gunter Demnig bei der Stolpersteinverlegung am 20.4.2010.