Berlin, Ede-und-Unku-Weg

Straßenbenennung zur Erinnerung an die Sintiza Erna Lauenburger (Unku)
  • Ede-und-Unku-Weg im Berliner Stadtteil Friedrichshain (Foto: Andreas Pflock)
  • Ede-und-Unku-Weg im Berliner Stadtteil Friedrichshain (Foto: Andreas Pflock)
  • Ede-und-Unku-Weg im Berliner Stadtteil Friedrichshain (Foto: Andreas Pflock)
  • Ede-und-Unku-Weg im Berliner Stadtteil Friedrichshain (Foto: Andreas Pflock)
  • Ede-und-Unku-Weg im Berliner Stadtteil Friedrichshain (Foto: Andreas Pflock)

Kurzinformation

Straßenbenennung zur Erinnerung an die Sintiza Erna Lauenburger (Unku)

Beschreibung

Der Ede-und-Unku-Weg befindet sich im Berliner Stadtteil Friedrichshain, rund 400 Meter nördlich der S-Bahn-Station „Frankfurter Allee“. Er verbindet die Scharnweberstraße mit der Dossestraße.

Unterhalb des Straßenschildes wurde eine Legende mit folgendem Text angebracht:
„Benannt nach dem Jugendroman von Alex Wedding (Grete Weiskopf).“

Entstehung

Die Straßenbenennung geht zurück auf einen Antrag der Fraktion „Die Linke“ vom 24. März 2010 und wurde am 27. Oktober 2010 von der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen. Das zuständige Bezirksamt folgte diesem Beschluss in seiner Sitzung am 11. Januar 2011 und beauftragte die „Abteilung Bauen, Wohnen und Immobilienservice“ mit der entsprechenden Durchführung.

Ergänzend dazu beantragte die Fraktion „Die Linke“ die Durchführung einer Veranstaltung zu Ehren und zum Gedenken der während der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma am 27. Januar 2011. Um „das Bewusstsein der gesellschaftlichen Entscheidungsträger für die besondere historische Verantwortung gegenüber der Minderheit der Sinti und Rom zu schärfen, wie auch allen Menschen im Bezirk die Möglichkeit zu geben, sich umfassend mit ihrem Leben und der Thematik des Antiziganismus zu beschäftigen“, beschloss die Bezirksversammlung schließlich die Durchführung einer Gedenkveranstaltung in „zeitlicher Nähe zum 27. Januar 2011“ sowie die Initiierung einer Veranstaltung zur Aufklärung über den gegenwärtigen Antiziganismus und die Lebensbedingungen von Sinti und Roma in Europa. Eingebettet in diesen Kontext erfolgte die Straßenbenennung am 27. Januar 2011.

In ihrem Magazin „klar.link“ berichtete „Die Linke“-Fraktion im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sehr zutreffend:
„Manchmal ist ein kleiner Weg ein großer Schritt. […] Täglich kommen hier besonders viele Kinder und ihre Eltern vorbei. Zwei Kitas sind anliegend. Für viele Eltern wird der Name Erinnerungen an die eigene Schulzeit wecken. Das Kinderbuch von Grete Weiskopf, erschienen bereits 1931, war in der DDR Lehrplanstoff. Sie arbeitete unter Pseudonym und nannte sich Alex Wedding – sie solidarisierte sich dadurch mit zwei roten Arbeitervierteln der Stadt.
Alex Weddings erster Roman ging bei der Bücherverbrennung 1933 in Flammen auf und war von da an verboten. Warum? Es ist die Geschichte der Freundschaft zweier Kinder: dem Berliner Jungen Ede und dem Sinti-Mädchen Unku. Sie und ihre Arbeiterfamilien halten zusammen, auch und gerade in der schweren Not der WeltwirtschaftskriseWeltwirtschaftskrise Am 24. Oktober 1929 brach die New Yorker Böse mit massiven Kurseinbrüchen zusammen. Am folgenden Tag erreichte das Finanzbeben die europäischen Börsen. Die infolge eintretende Weltwirtschaftskrise führt u.a. zu Firmenzusammenbrüchen und Massenerwerbslosigkeit. Zwischen September 1929 und Anfang 1933 stieg die Zahl der erwerbslosen Menschen im Deutschen Reich von 1,3 auf 6 Millionen an. Eine dramatische Massenarmut war die Folge. Die wirtschaftlich katastrophale Lage schwächte das Vertrauen in die Demokratie der Weimarer Republik, führte zu seiner gesellschaftlichen Spaltung und begünstigte den politischen Aufstieg der Kommunistischen Partei Deutschlands und vor allem der Nationalsozialisten.. Für die Faschisten war dies unerträglich, die Autorin ebenso. Die Kommunistin und Jüdin Grete Weiskopf musste fliehen; sie emigrierte mit ihrem Mann über Prag und Paris nach New York. Nach dem Ende der Schreckensherrschaft kehrte sie nach Berlin zurück. Sie lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1966 am Strausberger Platz.
Mit der Benennung des Weges nach den Kinderhelden wird aber nicht nur die Schriftstellerin geehrt, sondern zugleich eine weitere Frau: Erna Lauenburger. Sie ist die Frau, die im Buch Unku heißt. Wie 500.000 Sinti und Roma wurde die Familie von den Nazis ermordet. Erna Lauenburger starb in Auschwitz. So ist es ein doppeltes Symbol, das von dem neuen Wegenamen ausgeht. […] Und die Autorin wie die Person, die das Vorbild für Unku war, erhalten spät aber bleibend ein Andenken im Bezirk und in der Stadt.“

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Lauenberger, Janko/Wedemeyer, Juliane von: Ede und Unku – die wahre Geschichte. Das Schicksal einer Sinti-Familie von der Weimarer Republik bis heute, Gütersloh 2018.
Wedding, Alex: Ede und Unku, Berlin 2005.

https://www.spiegel.de/geschichte/ddr-kinderbuch-was-wurde-aus-ede-und-unku-a-1243180.html am 6.11.2019
https://de.wikipedia.org/wiki/Erna_Lauenburger am 6.11.2019
https://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/friedrichshain-die-strasse-der-kinderhelden/3793608.html am 6.11.2019

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