Augsburg, Rosengasse

Stolperstein zur Erinnerung an den Sinto Max Schwarzenberger
  • Stolperstein für Max Schwarzenberger (Foto: Andreas Pflock)
  • Verlegung des Stolpersteins durch einen Mitarbeiter des städtischen Bauhofs (Foto: Thomas Hacker)
  • Stolperstein nach der Verlegungsaktion (Foto: Thomas Hacker)
  • Detailansicht des Stolpersteins (Foto: Andreas Pflock)
  • Rosengasse in der östlichen Augsburger Innenstadt (Foto: Andreas Pflock)
  • Blick auf den Verlegungsort vor der Hausnummer 2 (Foto: Andreas Pflock)

Kurzinformation

Stolperstein zur Erinnerung an den Sinto Max Schwarzenberger

Beschreibung

Der Stolperstein wurde am letzten Wohnort von Max Franz Josef Schwarzenberger verlegt: der Rosengasse 38 (der heutigen Hausnummer 2) im östlichen Innenstadtbereich von Augsburg, nur wenige Schritte von der historischen Wohnanlage „Fuggerei“ entfernt. Der Stolperstein besteht aus einem Betonstein mit einer darauf verankerten ca. 10 x 10 cm großen Messingplatte und trägt die mit Schlagbuchstaben eingehämmerte Inschrift:

„Hier wohnte Max Schwarzenberger, JG. 1905, seit 1938 mehrmals verhaftet, interniert 1941 in Dachau, `verlegt´ 28.5.1942 Hartheim, ermordet 28.5.1942.“

Max Franz Josef Schwarzenberger wurde am 15. Mai 1905 in einer Augsburger Sinti-Familie geboren. Im Juli 1938 verschleppte man ihn als AZR-Häftling („Arbeitszwang Reich“) in das KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Dachau. Es folgten die Lager Mauthausen, Sachsenhausen, Buchenwald sowie Groß-Rosen. Von dort aus gelangte Max Schwarzenberger im Juni 1941 erneut nach Dachau. Als „Invalidentransport“ getarnt, brachte ihn die SSSchutzstaffel Die Schutzstaffel (kurz: SS) war 1925 als persönliche Leibwache Hitlers gegründet worden. Den höchsten Dienstgrad innerhalb der SS stellte seit 1934 der „Reichsführer SS“ dar. Bis 1945 nahm Heinrich Himmler diese Position ein. Unter seiner Leitung wurde die SS zu einer Eliteeinheit aufgebaut, die zum zentralen Instrument des staatlichen Terrors wurde. Die SS hatte im Rahmen der „Endlösung“ maßgeblichen Anteil am Völkermord an den europäischen Juden sowie den Sinti und Roma. am 28. Mai 1942 mit insgesamt 60 Häftlingen in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz. Dort wurde Max Schwarzenberger im Rahmen der „Sonderaktion 14f13Aktion 14f13 Im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten wurde diese systematische Ermordung von KZ-Häftlingen auch als „Sonderbehandlung 14f13“ betitelt. Sie wurde im Frühjahr 1941 von der „Kanzlei des Führers“ und der SS-Führung beschlossen und in den drei für die Ermordung von Kranken und Behinderten eingerichteten Tötungsanstalten Bernburg, Pirna-Sonnenstein und Hartheim durchgeführt. Zur Tarnung benannte die SS die Mordaktion nach einem Aktenzeichnen der Inspektion der Konzentrationslager. Es wurden zwischen 1941 und 1943 in Bernburg und Pirna bzw. bis 1944 in Hartheim nach Schätzungen rund 15.000 bis 20.000 vor allem arbeitsunfähige und kranke, jedoch auch jüdische und politisch unerwünschte KZ-Häftlinge in den Gaskammern ermordet. Um die Transporte in die Tötungsanstalten zu tarnen, wurden diese als „Invalidentransporte“ bezeichnet und in den Akten und Urkunden die Konzentrationslager als Sterbeorte vermerkt. Die persönlichen Gegenstände der Ermordeten wurden aus den Anstalten zurück in die Konzentrationslager geschickt, wodurch dort Häftlinge ahnen konnten, dass die Abtransportierten getötet worden waren. Hingegen konnten die Angehörigen der Opfer keine Rückschlüsse auf die wahren Todesumstände schließen. Erst als im Frühjahr 1943 der Bedarf der SS an Zwangsarbeitskräften stark anstieg, erfolgte die fast vollständige Einstellung der Mordaktion. Nur in Hartheim endeten die Häftlingstötungen erst im Dezember 1944.“ im Alter von 37 Jahren in der Gaskammer ermordet. Die offizielle Todesursache lautete „Versagen von Herz- und Kreislauf, bei Ascites und Ödemen“ – der offizielle Sterbeort war das KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Dachau. Die Asche von Max Schwarzenberger wurde dem Westfriedhof Augsburg zugestellt und in einem Sammelurnenplatz beigesetzt. Im Jahr 1949 wurde die Urne auf den dort neu angelegten KZ Ehrenhain umgebettet.

Entstehung

Unter Mitwirkung von Vertreter*innen der Opfergruppen, verschiedenster Initiativen, der im Stadtrat vertretenen Parteien sowie zahlreichen engagierten Einzelpersonen, wurde für die Stadt Augsburg ein erinnerungskulturelles Konzept unter dem Namen „Augsburger Weg der Erinnerung“ erarbeitet. Seine Umsetzung beschloss der Stadtrat im März 2016. Im Wesentlichen sieht er zwei Formen des individuellen Opfergedenkens im öffentlichen Raum vor, zwischen denen die Angehörigen bzw. Fürsprecher*innen von Augsburger Opfern des NS-Regimes wählen können: „Stolpersteine“ oder „Erinnerungsbänder“ in unmittelbarer Nähe zu jenen Orten, an denen die vom NS-RegimeRegime Meist abwertende Bezeichnung für eine Herrschafts- oder Regierungsform. verfolgten Personen zuletzt aus freiem Willen lebten.

Die Verlegung des Stolpersteins fand im Rahmen der von der Stolpersteininitiative Augsburg organisierten und vom städtischen Bauhof unterstützten Neunten Stolpersteinverlegung in Augsburg statt. Sie war ursprünglich für den 22. Oktober 2020 vorgesehen, musste jedoch aufgrund der Corona-Pandemie auf das Jahr 2021 verschoben werden. Die Verlegung wurde von Schülerinnen und Schülern des Maria-Stern-Gymnasiums mit Rede- und Musikbeiträgen feierlich umrahmt: Lisa Schmied und Anne Lingener trugen die Biografie von Max Schwarzenberger vor. Matthias Falch, Mia Kastner und Felicitas Hegele übernahmen den musikalischen Beitrag.

Die „Stolpersteine“ gehen u.a. auf zwei Aktionen zurück, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Erinnerung an die Verfolgung von Sinti und Roma standen. Anlässlich des 50. Jahrestags der ersten DeportationDeportation Bezeichnung für die zwangsweise Um- oder Aussiedlung von Menschen aus ihren Wohngebieten, zum Teil unter Androhung und Anwendung von Gewalt. Während der NS-Zeit wurden ganze Bevölkerungsgruppen wie Juden oder Sinti und Roma zunächst aus dem Deutschen Reich, dann auch aus dem übrigen Europa, in Sammellager, Gettos und Konzentrations- oder Vernichtungslager in die besetzten Ostgebiete deportiert und dort ermordet. Oft wurde dies auch zur Tarnung als "Evakuierung" bezeichnet. der Kölner Sinti und Roma im Mai 1940 zeichnete Gunter Demnig 1990 eine Kreidespur von ihren Wohnorten bis zum Sammellager in den Kölner Messehallen.

Am 16. Dezember 1992 verlegte der Künstler vor dem Alten Kölner Rathaus eine Messingplatte im Pflaster. Sie erinnerte an den 50. Jahrestag des Befehls Heinrich Himmlers zur Deportation der Sinti und Roma in das KZ Auschwitz-Birkenau. 1996 verlegte Gunther Demnig die ersten Stolpersteine in Berlin. Mit den im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln wird an Menschen erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt oder ermordet wurden.

Bis heute erinnern über 75.000 Steine in Deutschland und 23 weiteren europäischen Ländern an Opfer des Nationalsozialismus. Damit sind die Stolpersteine zum größten dezentralen Mahnmal der Welt geworden.

Gestaltung

Gunther Demnig wurde 1947 in Berlin geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1967 studierte er zunächst Kunstpädagogik und Industrial Design an der Hochschule für bildende Künste Berlin und Kunstpädagogik an der Gesamthochschule Kassel. Dort legte er das 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern „Bildende Kunst“ und „Werken“ ab. Nach einem Studium „Freie Kunst“ an der Universität Kassel von 1974 bis 1977 arbeitete er zunächst im Bereich der Denkmalsanierung sowie zwischen 1980 und 1985 als künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Kunst der Universität Kassel.

Seit 1985 unterhält er ein Atelier in Köln. Gunter Demnig ist seit 1987 Mitglied im Internationalen Künstlergremium. Dieser Zusammenschluss von Künstlern, Kuratoren und Kritikern setzt sich für Kunst-, Informations- und Pressefreiheit sowie für kulturelle Selbstbestimmung, Toleranz und kulturelle Vielfalt ein. Nach den Aktionen zur Erinnerung an die Deportation von Sinti und Roma in den Jahren 1990 und 1992 entwarf Gunther Demnig 1993 das Projekt „Stolpersteine“. 1996 fand die erste Steinverlegung in Berlin-Kreuzberg statt, die zu dem Zeitpunkt noch nicht genehmigt war und erst später legalisiert wurde.

Für sein Projekt „Stolpersteine“ erhielt Gunther Demnig zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2004 die Herbert-Wehner-Medaille der Gewerkschaft ver.di, 2006 den Bertini-Preis der Stadt Hamburg und 2011 die Otto-Hirsch-Medaille der Stadt Stuttgart. Im Jahr 2008 wurde er mit dem Titel „Botschafter für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet. Gunther Demnig lebt in Frechen bei Köln.

Internetseite von Gunter Demnig

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Grode, Walter: Die „Sonderbehandlung 14f13Aktion 14f13 Im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten wurde diese systematische Ermordung von KZ-Häftlingen auch als „Sonderbehandlung 14f13“ betitelt. Sie wurde im Frühjahr 1941 von der „Kanzlei des Führers“ und der SS-Führung beschlossen und in den drei für die Ermordung von Kranken und Behinderten eingerichteten Tötungsanstalten Bernburg, Pirna-Sonnenstein und Hartheim durchgeführt. Zur Tarnung benannte die SS die Mordaktion nach einem Aktenzeichnen der Inspektion der Konzentrationslager. Es wurden zwischen 1941 und 1943 in Bernburg und Pirna bzw. bis 1944 in Hartheim nach Schätzungen rund 15.000 bis 20.000 vor allem arbeitsunfähige und kranke, jedoch auch jüdische und politisch unerwünschte KZ-Häftlinge in den Gaskammern ermordet. Um die Transporte in die Tötungsanstalten zu tarnen, wurden diese als „Invalidentransporte“ bezeichnet und in den Akten und Urkunden die Konzentrationslager als Sterbeorte vermerkt. Die persönlichen Gegenstände der Ermordeten wurden aus den Anstalten zurück in die Konzentrationslager geschickt, wodurch dort Häftlinge ahnen konnten, dass die Abtransportierten getötet worden waren. Hingegen konnten die Angehörigen der Opfer keine Rückschlüsse auf die wahren Todesumstände schließen. Erst als im Frühjahr 1943 der Bedarf der SS an Zwangsarbeitskräften stark anstieg, erfolgte die fast vollständige Einstellung der Mordaktion. Nur in Hartheim endeten die Häftlingstötungen erst im Dezember 1944.“ in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches. Ein Beitrag zur Dynamik faschistischer Vernichtungspolitik, Europäische Hochschulschriften Reihe 31, Politikwissenschaft Band 100, Frankfurt am Main/Bern/New York 1987.
Hesse, Hans: Stolpersteine. Idee, Künstler, Geschichte, Essen 2017.
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Hrsg.): Stolpersteine. Gunter Demnig und sein Projekt, Köln 2007.
Maršálek, Hans: Die Vergasungsaktionen im Konzentrationslager Mauthausen. Gaskammer, Gaswagen, Vergasungsanstalt Hartheim, Tarnnamen, Wien 1988.
Matzek, Tom: Das Mordschloss. Auf der Spur von NS-Verbrechen in Schloss Hartheim, Wien 2003.

https://www.augsburg.de/kultur/erinnerungskultur/gedenkzeichen am 16.08.2022.

Wir danken Thomas Hacker/ Initiativkreis Stolpersteine für Augsburg und Umgebung für den Informationsaustausch und die freundliche Erlaubnis zur Nutzung der hier verwendeten Fotos.

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