Frankfurt, Dieselstraße

Gedenktafel für die im Zwangslager Dieselstraße internierten Sinti und Roma
  • Dieselstraße im Frankfurter Stadtteil Ostend (Foto: Andreas Pflock)
  • Blick in die Dieselstraße (Foto: Andreas Pflock)
  • Areal der ehemaligen Matra-Werke (Foto: Andreas Pflock)
  • Dieselstraße und ehemaliges Werkstor mit Gedenktafel (Foto: Andreas Pflock)
  • Detailansicht der Gedenktafel (Foto: Andreas Pflock)
  • Gedenktafel an der Hausfassade der ehemaligen Matra-Werke (Foto: Andreas Pflock)

Kurzinformation

Gedenktafel für die im Zwangslager Dieselstraße internierten Sinti und Roma

Beschreibung

Die Gedenktafel befindet sich im Frankfurter Stadtteil Ostend auf dem Gebiet des Osthafens 2. An der Fassade des Pförtnerhauses der ehemaligen „Matra“-Werke weist eine dunkelblau umrahmte und 80 x 80 cm große Emaille-Tafel auf den Standort des Zwangslagers für Sinti und Roma hin. Der mit roten Lettern auf weißem Hintergrund gedruckte Text lautet:

„Die NS Behörden der Stadt Frankfurt am Main setzten auf diesem Gelände seit dem Sommer 1937 Sinti- und Roma-Familien zwangsweise fest. Sie ‚lebten‘ hier unter unmenschlichen Bedingungen. 1942 wurden Sinti und Roma in das ZwangslagerZwangslager Nationalsozialistische Zwangslager für Sinti und Roma (häufig auch als „Zigeunerlager“ bezeichnet) entstanden ab Mitte der 1930er Jahre in zahlreichen deutschen Großstädten, wie u.a. in Köln, Düsseldorf, Fulda, Hamburg, Hannover, Köln und Magdeburg. Ihre Planung, Errichtung und ihr Betrieb gingen auf Initiativen kommunaler Behörden zurück. Die Lager waren meist polizeilich bewacht und dienten der Konzentration und Erfassung von Sinti und Roma, ihrer Rekrutierung als Zwangsarbeitskräfte sowie der Trennung der Insassen von der sogenannten "Volksgemeinschaft". Mit der zunehmenden Radikalisierung der Verfolgungsmaßnahmen dienten die Zwangslager letztendlich als Sammellager für die Deportationen in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Kruppstraße verbracht. Von dort wurden mehr als hundert Menschen vor allem nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.
‚Weckt mich nicht aus meinem Traum, damit die Welt nicht verstehen muss, wie ein Rom behandelt wird.‘ (Lied der Sinti und Roma aus Auschwitz)
Gestiftet von Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern“

Entstehung

Die Initiierung der Gedenktafel ging vom hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma aus. Eine Anbringung wurde jedoch erst dadurch möglich, dass der Verband und Überlebende vehement die Realisierung der Tafel einforderten und dabei von couragierten und engagierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern unterstützt wurden.

Die geplante Finanzierung durch die Stadt Frankfurt blieb jedoch aus, nachdem durch eine Haushaltssperre in der ersten Jahreshälfte 1994 die Ausgaben aus dem städtischen Etat gestoppt werden mussten. Ausschließlich privaten Spenden und dem Honorarverzicht des Künstlers Günter Maniewski ist es zu verdanken, dass die Tafel mit Produktionskosten in Höhe von 2.000 Mark schließlich am 12. Dezember 1994 durch die damalige städtische Kulturdezernentin Linda Reisch eingeweiht werden konnte.

Gestaltung

Die Emaille-Tafel wurde von Günter Maniewski gestaltet. Der 1958 in Frankfurt/Main geborene Künstler und Bildhauer lebt und arbeitet heute in seiner Geburtsstadt. Sein Studium an der Städelschule bei Prof. Johannes Schreiter beendete Maniewski im Jahr 1985 als Meisterschüler. Es folgten ein Aufenthalt in Budapest als „Artist of Residence“ sowie zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Seit 1992 ist Günter Maniewski als Dozent an der Frankfurter Malakademie tätig, deren künstlerische Leitung er ab 1994 übernahm.

Der Künstler entwickelte Museums- und Ausstellungsdesigns u.a. für das Museum Judengasse in Frankfurt sowie das Florida Holocaust Museum. Außerdem gestaltete Maniewski über zwanzig Gedenktafeln im Frankfurter Stadtgebiet, wie u.a. die „Adorno-Gedenktafel“ (1994), die Gedenktafel für das „KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit".-Außenlager Frankfurt-Adlerwerke“ (1994) oder die Gedenktafel für das „Zwangslager Kruppstraße“ (1994).

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Frankfurter Bund für Volksbildung: Auf dem Roten Sofa - Günter Maniewski am 14.9.2020
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt/Main: Stadtchronik - 12.Dezember 1994 am 2.9.2020
Kulturamt der Stadt Frankfurt/Main: Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt. Günter Maniewski am 14.9.2020

Sandner, Peter: Frankfurt - Auschwitz. Die nationalsozialistische Verfolgung der Sinti und Roma in Frankfurt am Main, Frankfurt/Main 1998.

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