Greven, Margot-Krause-Weg

Straßenbenennung zur Erinnerung an die in Auschwitz ermordete Sintiza Margot Krause
  • Straßenschild mit Legende (Foto: Andreas Pflock)
  • Blick in den Margot-Krause-Weg (Foto: Andreas Pflock)
  • Straßenschild mit Legende (Foto: Andreas Pflock)

Kurzinformation

Straßenbenennung zur Erinnerung an die in Auschwitz ermordete Sintiza Margot Krause

Beschreibung

Der Margot-Krause-Weg befindet sich am Stadtrand von Greven, rund 1,5 Kilometer nordöstlich des Grevener Rathauses und des Zentralen Omnibusbahnhofs. Folgt man vom Rathaus der Barkenstraße stadtauswärts und überquert den Hansaring, gelangt man kurz danach rechterhand zum Margot-Krause-Weg. Am Straßenschild wurde eine Legende mit folgenden Informationen angebracht: „1931-1994 Tochter von Anna Winterstein, gestorben (für tot erklärt) in Auschwitz 1944.“ Ein Parallel-Weg wurde nach ihrer Mutter Anna Winterstein benannt.

Margot Krause wurde am 27. Juni 1931 in Münster geboren. Ihre Mutter Anna (geb. Krause, verwitwete Boor)  war damals 20 Jahre alt und gab ihr Kind nach neun Monaten als Pflegekind in ein Kinderheim. Von dort aus gelangte die kleine Margot schließlich zu ihrer Pflegemutter nach Greven, wo sie aufwuchs und eingeschult wurde. 1941 gelangte sie wieder zu ihrer leiblichen Mutter, die zwischenzeitlich in Frankfurt am Main lebte. Beide wurden, wie zahlreiche andere Frankfurter Sinti, von der Polizei ins InternierungslagerInternierungslager Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden in den besetzten Staaten, z.B. in Frankreich, Internierungslager errichtet. Sinti und Roma wie auch die jüdische Bevölkerung wurden dorthin gebracht, um sie von der übrigen Bevölkerung zu isolieren. Die Lager mit menschenunwürdigen Lebensbedingungen wurden häufig zu Durchgangsstationen bei den Deportationen in Konzentrations- und Vernichtungslager. in der Dieselstraße gebracht. Anna Winterstein wurde im November 1941 in der KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Ravensbrück deportiert. Margot blieb bei einer Bekannten der Mutter im Internierungslager zurück, bis sie im März 1943 mit zahlreichen anderen Frankfurter Sinti und Roma nach Auschwitz deportiert wurde. Margot Krause erhielt dort am 18. März 1943 die Häftlingsnummer „Z 4806“ und starb im Jahr 1944 an den unmenschlichen Bedingungen. Ihre Mutter Anna Krause überlebte die KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Ravensbrück, Buchenwald, Auschwitz und Mauthausen, wo sie Anfang Mai 1945 die Befreiung erlebte.

Entstehung

Die Initiative zur Erinnerung an Margot Krause und ihre Mutter Anna Winterstein ging von der Schulklasse 7e des Gymnasiums Augustinianum in Greven aus. Die Anregung dazu kam durch einen Vortrag des Historikers Michael Zimmermann zur Verfolgung von Sinti und Roma zum Volkstrauer-tag in Greven im Jahr 1996 und daran anknüpfende Recherchen des Stadtarchivs.

Als die Klasse 1996 das Stadtarchiv besuchte, wurden die Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Christa Klemann auf das Schicksal des Sinti-Mädchens Margot Krause aufmerksam gemacht. Im darauffolgenden Schuljahr begann die Klasse 8e unter der Leitung ihrer Klassenlehrerin mit der Arbeit an einem Schulprojekt über die Lebensgeschichte von Margot Krause. Die Schülerinnen und Schüler formulierten fiktive Tagebucheinträge, schrieben Gedichte und entwickelten Hörspiele rund um das Schicksal des Mädchens. Ihre Arbeitsergebnisse reichten sie beim „Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten“ ein und gewannen im Oktober 1997 einen Buchpreis.

Um Margot Krauses Leben nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, starteten die Schülerinnen und Schüler eine Petition, die sie zusammen mit den Ergebnissen ihres Schulprojekts am 28. Februar 1996 dem Bürgermeister Rudolf Steingrube überreichten. Ihre Forderung an die Stadt Greven lautete: „Wir haben uns im Deutschunterricht längere Zeit mit dem Schicksal der Margot Krause beschäftigt. Dabei haben wir versucht, uns das Leben dieses Mädchens mit fiktiven Tagebuchaufzeichnungen etc. vorstellbar zu machen. Schließlich mussten wir uns fragen, wie so etwas geschehen konnte. Wäre nicht Hilfe für sie möglich gewesen? Wir möchten nicht, dass das Schicksal Margot Krauses in Vergessenheit gerät, und wenden uns deshalb mit der Bitte an Sie, entsprechende Überlegungen zu unterstützen. Angemessen fänden wir z.B. die Installierung einer Gedenkplatte (o.ä.) an der Schule – einem Ort, an dem sich Jungen und Mädchen im Alter Margot Krauses aufhalten. Wir hoffen auf Ihre Unterstützung!“

Der Bürgermeister ging auf die Idee der Schülerinnen und Schüler ein. Im Anschluss daran machte sich die Klasse an Überlegungen für eine konkrete Umsetzung. So entstanden mehrere Designs und Vorschläge für die Gestaltung der Gedenktafel. Aufgestellt werden sollte diese entweder an dem Haus auf der Marktstraße, in dem Margot bei ihrer Pflegefamilie gelebt hatte, oder an der Martini-Schule, die das Mädchen besucht hatte. Da jedoch bei der Anbringung einer Gedenktafel an einem Privathaus der Eigentümer sein Einverständnis erklären muss, und eine Tafel an der Martini-Schule nur im Kontakt mit der Schule erfolgen konnte, stellte die Stadt Greven als Alternative eine Straßenbenennung vor.

Als durchführbare Lösung beschloss der Planungs- und Umweltausschuss der Stadt am 6. November 1997 im „Neubaugebiet Ost III (Hof Stegemann)“ zwei Straßen nach Margot Krause und ihrer Mutter Anna Winterstein zu benennen. Mit dieser Entscheidung wurden erstmals in der Bundesrepublik Straßen nach Verfolgten aus der Gruppe der Sinti und Roma benannt. Der Prozess des erfolgreichen Gedenkprojekts zu Margot Krause, das von den Schülerinnen und Schülern durchgeführt wurde, fand einen besonderen Weg an die Öffentlichkeit. Die Arbeitsergebnisse und eine Zusammenfassung der Schritte des Erinnerungsprozesses wurden in den „Grevener Geschichtsblättern“ dokumentiert und vom Stadtarchiv herausgegeben.

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Neue Straßennamen, in: Grevener Zeitung vom 28.02.2002
Haves, Angelika: „Überleben kann eine schwere Last sein“. Dokumentation über eine Familie, die als „Zigeuner“ von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, in: Grevener Geschichtsblätter 3-2005, hrsg. vom Stadtarchiv Greven, Greven 2005, S. 21-32
Opfermann, Ulrich: Greven: „Margot Krause muß gemeldet werden“, in: Fings, Karola/Opfermann Ulrich (Hrsg.): Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen (1933-1945), Paderborn 2012, S. 163-170
Stadtarchiv Greven (Hrsg.): Sinti-Roma-Projekt (Grevener Geschichtsblätter 2-1997), Greven 1997

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