Hannover, Johann-Trollmann-Weg

Straßenbenennung zur Erinnerung an den Sinto Johann Trollmann
  • Johann-Trollmann-Weg aus Sicht der Kreuzkirche (Foto: Andreas Pflock)
  • Straßenschild mit Legende (Foto: Andreas Pflock)
  • Weg in Richtung Kreuzkirche (Foto: Andreas Pflock)
  • Angehörige der Familie Trollmann und Romani Rose bei der Benennung (Foto: Franz Fender)
  • Feierliche Benennung des Weges (Foto: Franz Fender)
  • Weg aus Sicht der Burgstraße (Foto: Andreas Pflock)

Kurzinformation

Straßenbenennung zur Erinnerung an den Sinto Johann Trollmann

Beschreibung

Der Johann-Trollmann-Weg (ehemals Tiefental) befindet sich im Zentrum der Hannoveraner Altstadt, zwischen der Kreuzkirche und der Burgstraße – unweit der Volkshochschule und des Historischen Museums.

Hier wuchs der Boxer Johann Trollmann auf, der 1944 im Außenlager Wittenberge des KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Neuengamme ermordet wurde. Seine Familie lebte im Haus Nummer 5 in der „Tiefental“-Gasse. Durch die Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs wurden die Fachwerkhäuser der Altstadt fast vollständig zerstört, so auch das Wohnhaus der Trollmanns.

An der Ecke Burgstraße/Johann-Trollmann-Weg befindet sich ein Legendenschild mit folgender Aufschrift:

„Johann Trollmann (27.12.1907 – 09.02.1943 KZ Neuengamme), Boxsportler, 2003 Anerkennung des 1933 nicht zuerkannten Titels als deutscher Meister im Halbschwergewicht"

Entstehung

Am 26. Februar 2004 wurde im Rat der Landeshauptstadt Hannover ein interfraktioneller Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, CDU, FDP und SPD zur Umbenennung des Fußwegs „Tiefental“ in „Johann-Trollmann-Weg“ eingebracht. Nach Stadtbezirksrat, Bauausschuss und Verwaltungsausschuss stimmte am 6. Mai 2004 auch die Ratsversammlung einstimmig dem Antrag zu.

In der Begründung heißt es (Beschlussdrucksache 0736/2004): „Mit der Benennung der Wegeverbindung soll an den Boxsportler, Herrn Johann Trollmann, geboren am 27.12.1907 in Hannover, verstorben am 09.02.1943 im KZ Neuengamme, erinnert werden. [...] Mit der Benennung der Wegeverbindung soll Herr Trollmann in unmittelbarer Nähe zu seinem damaligen Wohnort - Tiefental 5 - geehrt werden."

Vorausgegangen war zunächst am 22. Januar 2004 ein Antrag der CDU-Fraktion, die Zufahrt und den Park- und Vorplatz der AWD-Arena nach Johann Trollmann zu benennen. Die Landeshauptstadt Hannover sollte damit den Boxer durch eine „Platzbenennung in einer vom Sport geprägten Umgebung“ ehren.

Die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtete am 6. März unter dem Titel „Eine Straße für Rukelie“, dass es anschließend zu „massiven Interventionen“ gekommen sei: „Unter anderem soll sich der Vorstand von Hannover 96 beschwert haben, schließlich sei die Arena ein reines Fußballstadion und kein Boxring. Auch soll es Überlegungen geben, den Namen für den Platz an einen Sponsoren zu vergeben – da wäre Trollmann im Wege gewesen.“

Der Antrag wurde schließlich am 3. März im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss zurückgezogen. Hingegen schuf der interfraktionelle Antrag die Voraussetzung, dass Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg im Rahmen einer Feierstunde am 24. August die offizielle Benennung des „Johann-Trollmann-Wegs“ vollziehen konnte.

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Hans Firzlaff: Knock-out. Das Leben des deutschen Sinti-Boxers Rukelie Trollmann aus der hannoverschen Altstadt. 2. Aufl., Hannover 1997.
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 6.3.2004: Eine Straße für Rukelie.
https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/0736-2004 vom 10.01.2020.

Wir danken Franz Fender (Hannover) für die freundliche Genehmigung der Fotonutzung.

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