Schweinfurt, Alter Friedhof

Denkmal für die deportierten und ermordeten Schweinfurter Sinti und Roma
  • Detailansicht (Foto: Andreas Pflock)
  • Eingangsbereich zum Alten Friedhof mit Treppenanlage (Foto: Andreas Pflock)
  • Informationstafel zur Geschichte des Alten Friedhofs (Foto: Andreas Pflock)
  • Blick über die Parkanlage auf den Standort des Denkmals (Foto: Andreas Pflock)
  • Blick vom Denkmal auf die Parkanlage (Foto: Andreas Pflock)
  • Erich Schneeberger und Siegfried Heilig vom Vorstand des Landesverbands bei der Einweihung (Foto: Landesverband Bayern)
  • Denkmal am Tag der Einweihung (Foto: Landesverband Bayern)
  • Gesamtansicht des Denkmals (Foto: Andreas Pflock)
  • Relief und Band mit Inschrift (Foto: Andreas Pflock)

Kurzinformation

Denkmal für die deportierten und ermordeten Schweinfurter Sinti und Roma

Beschreibung

Das Denkmal befindet sich auf dem Areal des ehemaligen Alten Friedhofs in der südwestlichen Ecke der Schweinfurter Altstadt, zwischen Main und Heilig-Geist-Kirche. Es steht an der Südseite der als Städtische Musikschule genutzten Steinwegschule aus dem Jahr 1881. Die heutige Parkanlage des Alten Friedhofs wurde vom 16. Jahrhundert bis zum Jahr 1874 als städtischer Friedhof genutzt. Ab 1949 wurde die Fläche zur Grünanlage umgestaltet. 2009 wurden die Grundrisse der Anlage nach historischen Plänen rekonstruiert. Heute dient das Areal als Grünanlage und Gedenkort und nimmt eine wichtige Rolle im historischen Gedächtnis der Stadt ein.

Das Denkmal in Form einer Stele aus Schilfsandstein mit einer quadratischen Grundfläche von 33 x 33 cm besteht aus zwei zusammengesetzten Elementen: einem 1,30 Meter hohen Sockel mit einer Inschrift im oberen Bereich sowie einem 40 cm hohen Block, in den schemenhaft menschliche Umrisse und Figuren reliefartig in den Stein gehauen wurden. 

Die Künstlerin Steff Bauer spielt hiermit auf die Bedeutung des Wortes „Rom“= „Mensch“ sowie die Erinnerung an jedes menschliche Einzelschicksal an, das wiederum das Schicksal Vieler war. Im oberen Teil des Sockels wurde eine umlaufende, vierzeilige Inschrift durch in den Stein versenkte Bronzebuchstaben angebracht. Die Gestaltungsform zwingt dazu, beim Lesen das Denkmal zu umrunden und – im übertragenen Sinne – unterschiedliche Perspektiven beim Blick auf das menschliche Schicksal einzunehmen.

Der Text der Inschrift lautet: „Zum Gedenken an die Schweinfurter Sinti und Roma, die dem nationalsozialistischen VölkermordVölkermord Bezeichnung für die vorsätzliche Ermordung, Ausrottung oder anderweitige Vernichtung von Volksgruppen aufgrund ihrer vermeintlich rassischen, ethnischen oder sozialen Merkmale, ihrer Nationalität oder religiösen Überzeugungen. 1948 verabschiedeten die Vereinten Nationen einen völkerrechtlichen Vertrag über die Verhütung und die Bestrafung von Völkermorden. in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern zum Opfer fielen.“

Die genaue Zahl der in Schweinfurt vor der NS-Zeit lebenden Sinti und Roma ist nicht überliefert, ebenso wie die Anzahl der von dort aus Deportierten. Namentlich bekannt sind Anna Mettbach (geb. Kreuz), Rosa Kreuz und Adelgunde Winter. Nur Anna Mettbach überlebte. Rosa Kreuz und Adelgunde Winter wurden in Auschwitz ermordet. 

Entstehung

Das Denkmal geht auf eine Initiative des Bayerischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma zurück. Es wurde nach mehrjähriger Vorbereitungszeit durch die Kulturstiftung der Stadt finanziert und vom Vorsitzenden des Landesverbands, Erich Schneeberger, der Holocaustüberlebenden Klara Reinhardt und dem Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé eingeweiht.

Gestaltung

Das Denkmal wurde von Steff Bauer entworfen und angefertigt. Sie wurde 1971 in Schweinfurt geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1990 folgten ein Sprachaufenthalt in Spanien, Studienreisen nach Indien und Mexiko sowie eine erste öffentliche Auftragsarbeit. 1991 absolvierte Steff Bauer ihr Freiwilliges Soziales Jahr mit anschließender Betreuungshelfertätigkeit bei der Lebenshilfe in Schweinfurt und übernahm die künstlerische Gestaltung von u.a. Wandgemälden in diversen Gebäuden, Lokalen und sozialen Einrichtungen. Bei der Firma „Koch und Lenhardt“ in Hofheim begann sie 1994 eine

Steinmetz- und Bildhauerlehre und arbeitete ab 1997 nach der Anmietung ihres Ateliers in der Schweinfurter Friedhofstraße als freischaffende Bildhauerin. Sie besuchte Studienkurse an den freien Kunstakademien Essen und Bad Reichenhall. Seit 2004 lebt und arbeitet Steff Bauer mit dem Bildhauer Sören Ernst in Deutschland und Portugal. Im Jahr 2007 wurde sie Gewinnerin des bundesweiten Skulpturenwettbewerbs der FDP für den „Bürgerinnenpreis Liberta“, mit der Frauen geehrte werden, die eine außergewöhnliche Leistung mit Vorbildcharakter für die Zivilgesellschaft erbringen. Zu ihren Werken zählen u.a. die Skulptur „Der Schrei“ in Schlosspark von Oberschwappach, die Skulpturen für 14 Stationen des Kreuzwegs von Breitbrunn (Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach), das temporäre Monumentalrelief von Präsident Snow aus der Film-Saga „Die Tribute von Panem“ und der „Querkelstein“ in Lußberg.

Internetseite von Steff Bauer

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Wir danken Steff Bauer für die zur Verfügung gestellten Informationen und für die freundliche Erlaubnis zur Nutzung der hier verwendeten Fotos.

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