Osnabrück, Markt

Gedenktafel für die verfolgten und ermordeten Osnabrücker Sinti
  • Gedenkveranstaltung am 27. Januar 2020 (Foto: Gabriele Janz/LVO)
  • Detailansicht der Gedenktafel (Foto: Presseamt der Stadt Osnabrück)
  • Historisches Rathaus, Stadtwaage und Marienkirche (v.l.n.r.), an der Fassade in der Bildmitte die Gedenktafel (Foto: Wikimedia Commons, Ben Bender)
  • Gedenktafel an der Fassade der historischen Stadtwaage (Foto: Presseamt der Stadt Osnabrück)
  • Blick von der Treppe des Rathauses auf die Gedenktafel (Foto: Presseamt der Stadt Osnabrück)
  • Gesamtansicht der Gedenktafel (Foto: Presseamt der Stadt Osnabrück)
  • Kranzniederlegung vor der Gedenktafel für die ermordeten Sinti 2018 (Foto: Gabriele Janz/LVO)

Kurzinformation

Gedenktafel für die verfolgten und ermordeten Osnabrücker Sinti

Beschreibung

Die Gedenktafel befindet sich an der Fassade des aus dem Jahr 1531 stammenden Gebäudes der Stadtwaage im historischen Zentrum der Stadt Osnabrück, das heute das Standesamt beherbergt. Die Stadtwaage selbst liegt zwischen der evangelisch-lutherischen Pfarr- und Marktkirche St. Marien und dem historischen Rathaus der Stadt, dem Ort der Aushandlung und der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahr 1648.

Die Inschrift der aus Bronze gegossenen, 150 mal 233 Zentimeter großen Tafel nennt die Namen sowie die Geburts- und Sterbedaten von 54 Opfern:

„Osnabrücker Sinti ermordet in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten
Karl Bello 13.06.1919, 02.07.1943
Julius Dickel 07.04.1926, 04.04.1943
Anita Dusbaba 09.06.1942, 29.03.1943
Elisabeth Dusbaba 26.02.1932, 1943
Ferdinand Dusbaba 15.05.1941, 22.04.1944
Heinz Dusbaba 24.05.1938, 1943
Ludwig Dusbaba 26.07.1936, 1943
August Hunecke 1905, 16.06.1944
Adelheid Imker 10.07.1938, 1943
Alois Imker 16.12.1927, 04.04.1943
Gertrud Imker 24.03.1932, 1943
Konstantin Imker 12.04.1942, 21.04.1943
Konstantin Imker 20.01.1916, für tot erklärt
Maria Imker 30.12.1907, für tot erklärt
Otto Imker 10.09.1923, 22.03.1944
Wilhelm Imker 24.12.1906, 30.03.1943
Manfred Launburger 17.10.1935, 1944
Josef Lütteke 22.02.1922, 1943
Otto Marx 26.04.1920, 1944
Adolf Schmidt 14.05.1933, 27.07.1943
Anna Schmidt 07.03.1906, 24.07.1943
Alma Schmidt 01.04.1919, 24.12.1943
Christa Schmidt 23.10.1942, 1943
Franziska Schmidt 25.09.1917, 22.02.1944
Klara Schmidt 14.04.1931, 21.01.1944
Klemens Schmidt 01.09.1941, 03.04.1943
Lilly Schmidt 01.05.1936, 15.03.1944
Maria Schmidt 18.03.1902, 12.01.1944
Marie Schmidt 01.01.1910, 10.01.1944
Marietta Schmidt 16.10.1939, 27.07.1943
Martha Schmidt 28.09.1931, 02.01.1944
Ramona Schmidt 14.07.1939, 16.01.1944
Rosa Schmidt 10.04.1926, 1944
Werner Schmidt 17.02.1942, 07.04.1943
Willy Schmidt 23.11.1938, 1943
Violetta Schmidt-Weiss 21.02.1942, 01.07.1943
Josepha Schmitz 02.01.1935, 12.03.1944
Anna Strauss 21.06.1920, 11.07.1944
Elisabeth Strauß 25.06.1922, 1943
Heinrich Strauss 14.09.1896, 12.1943
Hildegard Strauss 23.05.1934, 1943
Margot Strauss 28.06.1939, 28.04.1943
Sibilla Strauss 26.10.1896, 14.07.1943
Walter Strauss 08.11.1925, 19.05.1943
Julius Wagner 14.05.1907, 01.1943
Elisabeth Weiss 28.06.1925, 15.04.1944
Karl Weiss 17.06.1885, 02.05.1943
Heinrich Winter 13.11.1891, 18.12.1943
Helmut Winter 05.06.1926, für tot erklärt
Karoline Winter 12.10.1911, 17.01.1944
Margot Winter 08.09.1941, 13.04.1943
Oswald Winter 26.09.1918, 19.03.1944
Otto Winter 19.12.1936, 1943
Sybille Winter 13.06.1913, 28.02.1944
Und andere, deren Namen wir nicht kennen.
Wir erinnern uns, um nicht zu vergessen.
Der Rat der Stadt Osnabrück
8. Mai 1995“

Entstehung

Die öffentliche Erinnerung an die verfolgten Sinti und Roma wurde durch ein Schreiben des Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, an den damaligen Osnabrücker Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip im November 1994 angeregt. Der Rat der Stadt reagierte darauf mit breiter Zustimmung und beschloss am 31. Januar 1995 die Anbringung von Gedenktafeln für die verfolgten Sinti und die jüdischen Opfer der Stadt. Sie wurden bereits wenige Monate später am 50. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus der Öffentlichkeit übergeben. Die Tafel mit den Namen der ermordeten Sinti enthüllte Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip gemeinsam mit Jonny Schmidt und Max Laubinger von der Vereinigung Osnabrücker Sinti.

Die Gedenktafeln am Markt benennen seitdem die Namen der Opfer und setzen im Alltag wie auch bei offiziellen Gedenkzeremonien ein Zeichen der Mahnung und der Erinnerung. Alle zwei Jahre stehen sie im Mittelpunkt der zentralen jährlichen Gedenkfeier zum 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Diese wird seit dem Jahr 1998 federführend vom Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V. für die Stadt Osnabrück, den Landkreis Osnabrück, die Gemeinden Hagen und Hasbergen sowie für die Stadt Georgsmarienhütte ausgerichtet. In jährlichem Wechsel findet die Feierlichkeit am Mahnmal Augustaschacht in Hasbergen-Ohrbeck und an den Gedenktafeln am Osnabrücker Markt statt.

Gestaltung

Der Vorschlag für die Gestaltung der Gedenktafel stammte aus der Osnabrücker Stadtverwaltung. Die Ausführung übernahm nach einem Ausschreibungsverfahren die Firma Granit Pufe GmbH am Schinkeler Friedhof.

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Neue Osnabrücker Zeitung vom 9.5.1995: „Fip: 8. Mai vor allem zur Erinnerung nutzen“

Wir danken dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V. (Gabriele Janz) und dem Presseamt der Stadt Osnabrück für die freundliche Unterstützung sowie die zur Verfügung gestellten Fotografien.

Ben Bender/Wikimedia Commons, Innenstadt Osnabrück 2016
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Innenstadt,_49074_Osnabr%C3%BCck,_Germany_-_panoramio_(50).jpg

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und akzeptiert.