RomArchive

Digitales Archiv zur Geschichte und Kultur der Sinti und Roma in Europa

Kurzinformation

Digitales Archiv zur Geschichte und Kultur der Sinti und Roma in redaktioneller Verantwortung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma

Beschreibung

Das RomArchive schafft durch von Roma und Sinti selbst erzählte Geschichte eine international zugängliche, verlässliche Wissensquelle, die Stereotypen und Vorurteilen mit Fakten begegnet. Seit dem 27. März 2019 befindet es sich in der Trägerschaft des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma.

Entstanden ist das Archiv zwischen 2015 und 2019 in Trägerschaft der Sauerbrey&Raabe gUG, gefördert mit 3,75 Millionen Euro durch die Kulturstiftung des Bundes. Die „Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen“ war Kooperationspartner für die technische Einrichtung und Umsetzung der Online-Präsentation. Vom Planungsbeginn an standen dem Projekt außerdem die European Roma Cultural Foundation und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma beratend zur Seite. Das Goethe-Institut unterstützte die Entstehung des RomArchive ebenso wie die Bundeszentrale für politische Bildung und das Auswärtige Amt. Das Digitale Archiv der Sinti und Roma wurde am 24. Januar 2019 feierlich für die Öffentlichkeit freigegeben und macht die Künste und Kulturen der Minderheit und ihren Beitrag zur europäischen Kulturgeschichte endlich sichtbar.

Inhaltlich haben 14 Kurator*innen die Darstellungen bestimmt und exemplarisch künstlerische Beiträge für die Bereiche Bildende Kunst, Film, Literatur, Musik, Tanz, Theater und Drama und den interdisziplinären Bereich Flamenco ausgewählt. Darüber hinaus wurden Informationen zur Bilderpolitik, Selbstzeugnisse verfolgter Sinti und Roma im Nationalsozialismus sowie wissenschaftliches Material zur Bürgerrechtsbewegung aufbereitet. Insgesamt waren etwa 150 Akteur*innen aus 15 Ländern europaweit und darüber hinaus am Projekt beteiligt. Sie bilden ein weltweites Netzwerk von Kulturschaffenden, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, die hauptsächlich zur Minderheit gehören und RomArchive zum derzeit größten Kulturprojekt von, für und mit Sinti und Roma machen, in dem das Prinzip der „Romani Leadership“ konsequent umgesetzt wird.

Die auf ständigen Zuwachs angelegte Sammlung des Digitalen Archivs spiegelt exemplarisch die enorme Bandbreite und Diversität von kulturellen Identitäten und nationalen Eigenheiten wider, anstatt ein realitätsfremdes Bild einer homogenen „Roma-Kultur“ zu vermitteln. Der Reichtum einer jahrhundertealten und bis in die Gegenwart überaus lebendigen und vielseitigen künstlerischen und kulturellen Produktion wird hier erstmals in diesem Umfang öffentlich sichtbar. 
 
Der Beitrag „Voices of the victims“ von Karola Fings widmet sich der Verfolgung von Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus. Neuland betritt der Beitrag dadurch, dass hier die Geschichte des Völkermords erstmals ausschließlich aus der Perspektive der Betroffenen erzählt wird. Die Autorin konzentrierte sich auf Quellen, die während oder kurz nach der Verfolgung entstanden sind. Beispiele aus zwanzig europäischen Ländern verweisen auf die europäische Dimension des Verbrechens. Beiträge von verschiedenen Autor*innen ordnen die Quellen in den jeweiligen historischen Kontext ein. „Voices of the victims“ geht über das Jahr 1945 hinaus und thematisiert den fortgesetzten RassismusRassismus Rassismus ist eine Form von Diskriminierung, bei der Menschen nicht als Individuen, sondern als Teil einer einheitlichen Gruppe mit bestimmten (meist negativen) Merkmalen und Charaktereigenschaften angesehen werden. Durch Rassismus wurden und werden Menschen aufgrund der realen oder vorgestellten Zugehörigkeit (beispielsweise zu einer Volksgruppe, Nationalität etc.) oder aufgrund äußerer Merkmale, einer bestimmten Religion oder Kultur vorverurteilt, ausgegrenzt, benachteiligt, unterdrückt, gewaltsam vertrieben, verfolgt und ermordet., die ausbleibende Strafverfolgung vieler Täter*innen und die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse durch die Überlebenden.

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