Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau

Dauerausstellung zum NS-Völkermord an den Sinti und Roma im Block 13
  • Blick auf den Ausstellungsort - den ehem. Häftlingsblock 13 (Foto: Lossen Foto Heidelberg)
  • Eingang in die Ausstellung im Erdgeschoss des Gebäudes (Foto: Lossen Foto Heidelberg)
  • Die Ausstellung im historischen Raum des Häftlingsblocks (Foto: Lossen Foto Heidelberg)
  • Stahlkeile mit kaltblauem Licht dringen in den Kernraum ein und deuten die Zerstörung der Lebensgeschichten an (Foto: Lossen Foto Heidelberg)
  • Der Auschwitz-Überlebende Reinhard Florian bei der Eröffnung der Ausstellung (Foto: Archiv DokuZ)
  • Der polnische Außenminister und Auschwitz-Überlebende Prof. Dr. Władysław Bartoszewski bei seiner Ansprache (Foto: Archiv DokuZ)
  • Tafeln mit den überlieferten Namen der nach Auschwitz deportierten Sinti und Roma (Foto: Lossen Foto Heidelberg)
  • Blick auf die Stele mit Filmprojektion im Gedenkraum (Foto: Lossen Foto Heidelberg)

Kurzinformation

Dauerausstellung zum NS-Völkermord an den Sinti und Roma im Block 13

1997 vereinbarten das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau die Errichtung einer Dauerausstellung zum Holocaust an den Sinti und Roma auf dem Gelände der Gedenkstätte. Das Dokumentations- und Kulturzentrum wurde auf einer Konferenz nationaler Roma-Organisationen mit der Vorbereitung der Ausstellung betraut, unterstützt vom Verband der Roma in Polen, durch Roma-Organisationen in sechs weiteren europäischen Ländern sowie durch zahlreiche ost- und zentraleuropäische Forschungseinrichtungen.

Als Ausstellungsort wurde im Jahr 1998 der Block 13 im ehemaligen KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Auschwitz I („Stammlager“) festgelegt, der während der Existenz des Lagers zur Unterbringung von Häftlingen genutzt worden war. Mit der Gestaltung der Ausstellung wurde das Atelier für Gestaltung/Wieland Schmid in Mannheim beauftragt. Wieland Schmid hatte zuvor u.a. die Dauerausstellungen im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg sowie in der Gedenkstätte KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit".-Osthofen realisiert. Ein erstes inhaltliches und gestalterisches Konzept wurde noch in der Mitte des Jahres diskutiert und verabschiedet. Im folgenden Jahr begannen die notwendigen Renovierungs- und Installationsarbeiten im historischen Block 13. Ende 1999 wurde das Ausstellungsdrehbuch verabschiedet. Die Konstruktion des Rohbaus und die Herstellung der Ausstellungselemente dauerten bis 2001 an. Ermöglicht wurde die Realisierung der Ausstellung durch Fördermittel und Spenden u.a. der polnischen Regierung, der Europäischen Kommission, des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland, der DaimlerChrysler AG, der Deutschen Bank AG, der Freudenberg und der Manfred Lautenschläger Stiftung sowie des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands.

Am 2. August 2001 konnte die Ausstellung schließlich in Anwesenheit des polnischen Außenministers und Auschwitz-Überlebenden Prof. Dr. Władysław Bartoszewski, der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags Petra Blöss und des österreichischen Innenministers Dr. Ernst Strasser feierlich eröffnet werden.

Gestaltung

"Man bewahrt Geschichte nicht, indem man ihre materiellen Hinterlassenschaften restauriert. Dies ist richtig und nützlich zum Zwecke der Erhaltung und Pflege des Ortes inmitten all seiner zwangsläufigen Veränderung. Aber seine Geschichte letztlich entsteht und wird bewahrt im Kopf. Die Ausstellung soll diesen Entstehungsprozess unterstützen. (Wieland Schmid)"

Grundgedanke des von Wieland Schmid entwickelten gestalterischen Konzeptes der Ausstellung ist eine Gegenüberstellung des Holocaust und des Alltagslebens von Sinti und Roma vor ihrer Verfolgung. Der Block 13 ist ein kalter, zweckmäßiger, rechteckiger Bau. In ihn wurde ein zentraler Innenraum mit unregelmäßigen, gebrochenen Formen schräg eingefügt, dessen Wände stellenweise von großen Keilen durchdrungen werden. Während das eigentliche Innere von Block 13 für die Ermordung der Sinti und Roma steht, repräsentiert der zentrale Innenraum ihr alltägliches und familiäres Leben. In dieses dringt die antiziganistische Gewalt ein, was von den Keilen symbolisiert wird. Für die darüberhinausgehende räumliche Innengestaltung wurden zwei Farbtöne gewählt: Blau für die bürokratische Kälte des industrialisierten Völkermords, Orange für die Wärme der familiären Geborgenheit von Sinti und Roma. Wände und viele Fotografien sind in der jeweils entsprechenden Farbe gehalten. Auf diese Art und Weise wird den Besucher*innen zusätzlich und schnell der Gegensatz zwischen Holocaust und Alltag vermittelt. Zugleich ist es der Versuch, der vielen Akten und Fotografien inhärenten Täterperspektive ein Bild der Opfer des Völkermords als Menschen mit Individualität, Identität und Familien entgegenzusetzen.

Inhalt

Die Ausstellung fokussiert sich auf die europäische Dimension des Holocaust an den Sinti und Roma sowie das Leben der Männer, Frauen und Kinder vor ihrer Verfolgung. Sie zeigt mit Texten in deutscher, englischer und polnischer Sprache die Geschichte der Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma durch die Nazis. Anhand von privaten Dokumenten und Familienfotos dokumentiert sie aber auch die Normalität des Zusammenlebens von Sinti und Roma mit ihren Nachbarn in verschiedenen europäischen Staaten. Inhaltlich ist die Ausstellung chronologisch aufgebaut und wurde in drei größere Bereiche gegliedert. Der erste behandelt die Repression deutscher Sinti und Roma von der Machtergreifung 1933 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Der zweite Teil dokumentiert den Holocaust mit Blick auf seine europäische Dimension und die Unterschiede in verschiedenen besetzten oder kollaborierenden Staaten. Der dritte Teil befasst sich mit dem „Zigeunerlager“ in Auschwitz-Birkenau. Ab Februar 1943 wurden 23.000 Sinti und Roma aus elf europäischen Staaten in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde im Lagerabschnitt B II e ein eigenes Lager für Männer, Frauen und Kinder eingerichtet. Auf Befehl von Heinrich Himmler wurden ganze Familien von der Gestapo und der SSSchutzstaffel Die Schutzstaffel (kurz: SS) war 1925 als persönliche Leibwache Hitlers gegründet worden. Den höchsten Dienstgrad innerhalb der SS stellte seit 1934 der „Reichsführer SS“ dar. Bis 1945 nahm Heinrich Himmler diese Position ein. Unter seiner Leitung wurde die SS zu einer Eliteeinheit aufgebaut, die zum zentralen Instrument des staatlichen Terrors wurde. Die SS hatte im Rahmen der „Endlösung“ maßgeblichen Anteil am Völkermord an den europäischen Juden sowie den Sinti und Roma. dorthin deportiert. Ein großer Teil von ihnen fiel den grausamen Bedingungen im Lager und den ständigen Gewalttaten der SS-Männer zum Opfer. Am 16. Mai 1944 musste die SS einen ersten Versuch, alle noch in Auschwitz-Birkenau lebenden Sinti und Roma zu ermorden, abbrechen. Die Häftlinge hatten sich mit Steinen und Werkzeugen bewaffnet und sich in den Baracken verbarrikadiert. Der Widerstand wurde von ehemaligen Wehrmachtsangehörigen organisiert, die wegen ihrer Sinti- und Roma-Zugehörigkeit nach Auschwitz deportiert worden waren. Um ähnliche Widerstandshandlungen zu verhindern, wurden in den folgenden Monaten etwa 3.000 Sinti und Roma aus Auschwitz in andere Konzentrationslager gebracht. Zurück blieben etwa 4.300 kranke und alte Menschen sowie Kinder. Trotz ihres verzweifelten Widerstands wurden sie alle in der Nacht des 2. August 1944 von der SS ermordet.

"Wir sollten der Ermordeten nicht nur als Opfer gedenken, sondern auch ihrem gelebten Leben." (Wieland Schmid)

Als ergänzender Ausstellungsbereich wurde ein Gedenkraum eingerichtet, in dem sich eine Gedenkstele aus schwarzem Stein befindet. In ihrer Vorderseite befindet sich ein Monitor. Dort sind Filmaufnahmen deutscher Sinti-Kinder zu sehen, die im Frühjahr 1942 von NS-„Rassebiologen“ im Kinderheim St. Josefspflege in Mulfingen aufgenommen worden waren. Im Mai 1944 wurden die Sinti-Kinder abgeholt und nach Auschwitz verschleppt. Nur vier von ihnen überlebten. Vor der Stele mit dem Monitor befindet sich – in den Boden eingelassen – ein schwarzer Granitstein mit einem ewigen Licht zum Gedenken an alle Ermordeten. Der Gedenkraum am Ende des Ausstellungsrundgangs ist als Ort der Besinnung und Meditation gedacht. Die Aufnahmen der Sinti-Kinder vermitteln bewusst etwas von ihrer Lebensfreude und Unbeschwertheit. Sie lassen erahnen, was den nach Auschwitz und in viele andere Lager deportierten Menschen genommen wurde.

Angebote

Das Staatliche Museum bietet themenspezifische Studientage zur Verfolgung von Sinti und Roma an, die einen Besuch der Ausstellung einschließen. Weitere Informationen dazu hier: https://www.auschwitz.org/en/museum/news/the-fate-of-the-sinti-and-roma-in-kl-auschwitz-free-study-visits-for-young-people,1672.html Eine vom Staatlichen Museum Auschwitz konzipierte englischsprachige Lernplattform bietet darüber hinaus vertiefende Informationen an: https://lekcja.auschwitz.org/en_roma_auschwitz/

Infos und Kontakt

Bitten wenden Sie sich für weitere Auskünfte direkt an die Gedenkstätte: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau ul. Więźniów Oświęcimia 20 32-600 Oświęcim Polen Telefon/E-Mail Tel.: +48 (0) 33 844 8000 muzeum@auschwitz.org

Quellenangaben

Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma (Hrsg.): Der nationalsozialistische VölkermordVölkermord Bezeichnung für die vorsätzliche Ermordung, Ausrottung oder anderweitige Vernichtung von Volksgruppen aufgrund ihrer vermeintlich rassischen, ethnischen oder sozialen Merkmale, ihrer Nationalität oder religiösen Überzeugungen. 1948 verabschiedeten die Vereinten Nationen einen völkerrechtlichen Vertrag über die Verhütung und die Bestrafung von Völkermorden. an den Sinti und Roma. Die Dauerausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz, Heidelberg 2001
Peritore, Silvio/Reuter, Frank: Die ständige Ausstellung zum Völkermord an den Sinti und Roma im Staatlichen Museum Auschwitz. Voraussetzungen, Konzeption und Realisierung, in: Grüner, Frank/ Heftrich, Urs/Löwe, Heinz-Dietrich (Hrsg.): ‚Zerstörer des Schweigens‘. Formen künstlerischer Erinnerung an die nationalsozialistische Rassen- und Vernichtungspolitik in Osteuropa, Köln u.a. 2006, S. 495-513
Rose, Romani (Hg.): Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma. Katalog zur ständigen Ausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz, Heidelberg 2010

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