Geschichte des Lagers
Auf dem Darß und dem Zingst, dem mittleren und östlichen Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst an der Ostseeküste bei Ribnitz-Damgarten in Mecklenburg-Vorpommern, existierten unabhängig voneinander mehrere Außenlager der KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Neuengamme und Ravensbrück.
Von Januar bis Ende Februar 1941 entstand in Wieck das erste Außenlager des KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Neuengamme überhaupt: 50 männliche Häftlinge wurden im Saal des Gasthauses „Alter Krug“ untergebracht und mussten ZwangsarbeitZwangsarbeit Bezeichnung für die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft ohne oder mit nur sehr geringer Bezahlung. Das nationalsozialistische Deutschland schuf mit insgesamt über 12 Millionen Zwangsarbeiter*innen eines der größten Zwangsarbeitssysteme der Geschichte. Neben Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen wurden Millionen von Zivilisten aus besetzten Staaten Europas größtenteils verschleppt und von der deutschen Industrie als Zwangsarbeiter*innen missbraucht. beim Reetschneiden leisten. Ein erhaltener Aktenplan für die Konzentrationslager aus dem Juli 1941 führt zudem unter dem Aktenzeichen „14 KLKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". D II 16/14c“ den „Häftlingseinsatz für Privatbetriebe, SSSchutzstaffel Die Schutzstaffel (kurz: SS) war 1925 als persönliche Leibwache Hitlers gegründet worden. Den höchsten Dienstgrad innerhalb der SS stellte seit 1934 der „Reichsführer SS“ dar. Bis 1945 nahm Heinrich Himmler diese Position ein. Unter seiner Leitung wurde die SS zu einer Eliteeinheit aufgebaut, die zum zentralen Instrument des staatlichen Terrors wurde. Die SS hatte im Rahmen der „Endlösung“ maßgeblichen Anteil am Völkermord an den europäischen Juden sowie den Sinti und Roma.-Standartenführer Müller, Born b. Wiek, auf Darß“ auf und ordnet diesen aber formal dem KZ Ravensbrück zu. Diese Erwähnung lässt vermuten, dass offensichtlich eine Fortführung des Zwangsarbeitseinsatzes von KZ-Häftlingen auf der Halbinsel vorgesehen war. Und tatsächlich brachte die SS im Dezember 1941 erneut ein Kommando mit 50 Häftlingen aus Neuengamme – dieses Mal in einem leerstehenden Bauernhof bei Zingst – unter. Die Männer mussten Schilfrohr für die spätere Weiterverarbeitung im KZ Ravensbrück schneiden. Aufgrund einer in Neuengamme grassierenden Fleckfieberepidemie wurden die Gefangenen erst im April 1942 dorthin zurückgebracht.
Dieser saisonal geprägte Einsatz von Zwangsarbeitskräften wurde im darauffolgenden Winter 1942/43 fortgeführt und vermutlich zeitlich ausgeweitet. Eine Gruppe von rund 60 Sinti- und Roma-Frauen bildete nun ein Außenlager des KZ Ravensbrück. Möglicherweise sollten dadurch die Schnittarbeiten und die spätere Weiterverarbeitung des Materials in die Zuständigkeit des KZ Ravensbrück zusammengeführt werden. Vereinzelte Hinweise sprechen dafür, dass die Frauen nicht nur einige Monate, sondern bis zum Spätsommer 1943 dort zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Von Mai 1943 bis 1945 waren zudem vier Häftlingsfrauen (Zeuginnen Jehovas) in der Borner Oberförsterei als Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Im Anschluss daran existierte vom Frühjahr 1944 bis zum April 1945 in Born ein Außenlager des KZ Ravensbrück mit insgesamt etwa 120 männlichen Gefangenen. Sie mussten in der rund einen Kilometer entfernten SS-Meilerei Holz verkohlen, in der Hartholzverarbeitung arbeiten und im Winter Reet schneiden. Verantwortlich für den Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge im Außenlager Born war der Forstmeister SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Franz Mueller-Darß. Untergebracht waren die Gefangenen größtenteils im Gastraum des beschlagnahmten „Borner Hofs“, dessen Fenster mit Gittern versehen worden waren. Die Bewachung und der Kommandoführer bezogen die Räume im darüber liegenden Geschoss.
Sinti und Roma im Außenlager Born
Dokumente aus der SS-Verwaltung des KZ Ravensbrück, die den Zwangsarbeitseinsatz der Sinti- und Roma-Frauen im Außenlager bezeugen oder ihre Namen überliefern, sind nicht erhalten. Zwei Berichte aus sehr gegensätzlichen Wahrnehmungsperspektiven schildern jedoch die Existenz des Außenlagers und damit zusammenhängende Details.
Friederike Jaroslavsky wurde im Januar 1942 in das Frauen-KZ Ravensbrück transportiert und überlebte dort bis zur Befreiung durch die Rote Armee am 30. April 1945. Auf Befehl der SS musste sie in der Finanz- und Betriebsbuchhaltung des Lagers arbeiten und gewann dadurch genaue Einblicke in die wirtschaftlichen Aktivitäten der SS. In einer Aussage am 18.6.1946 schilderte sie: „Die Rohrmattenweberei bestand seit der Gründung der GmbH und [dort] wurden Strohmatten, Rohrmatten, Schattenmatten, Packdecken usw. hergestellt, ca. bis zum Jahr 1943 oder 1944. Die Erzeugnisse wurden zum größten Teil an einen zivilen Rohrmattenvertrieb (Fa. Ernst Sander in Fürstenberg) für Gärtnereizwecke abgegeben. Im Winter der Jahre 1942 und ich glaube auch 1943 waren 60 Häftlinge auf der Halbinsel Darß an der Ostsee mit Rohrschneiden beschäftigt. Sie waren in den Orten Prerow und Zingst untergebracht. Die Leitung des Darß-Kommandos, das fast ausschließlich aus Zigeunern bestand, oblag der Aufseherin Leopold.“
Ihre Erinnerungen werden überzeugend durch Aufzeichnungen von Bruno Kaiser gestützt. Der in Zingst geborene Waldhüter und Naturschützer, der über viele seiner Natur- und Jagderlebnisse berichtete, beschreibt seine Erinnerungen an die Gruppe der Sinti- und Roma-Frauen in einem Text unter dem Titel „Sie winkten noch ein letztes Mal“. Darin erwähnt er die zentrale Unterbringung der Gefangenengruppe in Born, jedoch ohne einen genauen Unterbringungsort zu benennen. Denkbar ist, dass dafür das Areal der Oberförsterei diente. Zudem wurden die Frauen bei temporären Einsätzen in kleineren Arbeitskommandos an verschiedenen Orten auf der Halbinsel Zingst eingesetzt.
Bruno Kaiser schreibt: „Auf den Zingst kam ein Trupp Zigeunermädchen, die für die Forst[meisterei] arbeiten mussten. So wurden sie auch bei der Schilfwerbung in Pramort, Sundische Wiese und Müggenburg eingesetzt, wo an den Binnengewässern reichlich Schilf vorhanden war. Die Mädchen waren auf dem Osthof einquartiert. Hier hatte ich weiter keinen Einblick, nur dass sie öfter an meinem Hause in Müggenburg vorbeikamen, wenn sie hier am Strom bei der Werbung des Schilfes waren. Wenn ich gerade draußen war, wollten sie immer Tabak von mir haben, den ich ihnen auch gab. Es waren schwarze und auch einige blonde Mädchen darunter. Sie trugen blau-weiß gestreifte Häftlingskleider und Holzklotzen an den Füßen. […] Zu Heu- und später zur Getreideernte mußte ich mit den Waldarbeiter-Kollegen zeitlich dort mithelfen. Eines Tages kam der Traktorfahrer mit dem Anhänger von Born und brachte 15 Zigeunermädchen zur Erntehilfe. Die wurden in der ehemaligen Schule in Sundische Wiese untergebracht und von drei uniformierten Frauen mit je einem Schäferhund und Lederpeitsche bewacht. Zur Arbeitszeit kamen sie mit den Mädchen quer über das Feld zum Westhof. […] Die drei Bewacherinnen, die von den Mädchen mit ‚Frau Aufseher‘ angesprochen wurden, streiften immer im Feld- und Hofgelände herum und passten auf, dass keine ausrückten. […] Wir brachten immer ein paar Stullen Brot mehr mit und gaben sie den Mädchen. Auch etwas Tabak zum Zigarettendrehen bekamen sie von uns. Obwohl es streng verboten war, den Mädchen etwas zu geben oder mit ihnen zu erzählen, aber darum kümmerten wir uns nicht. Nach Einbringung der Ernte zog unser kleiner Trupp wieder nach Born.“
Kaisers Bericht bezeugt den dezentralen Einsatz von kleineren Häftlingsgruppen und ihre temporäre Unterbringung außerhalb Borns, um vermutlich aufwendige Transporte zu den Arbeitsstellen zu unterbinden. Er dokumentiert einen zeitlich weit über die bisherige saisonale Praxis hinausgehenden Einsatz von KZ-Häftlingen sowie deren Kontakt zur örtlichen Bevölkerung. Bruno Kaiser wurde auch Zeuge des Rücktransports der Frauen in das KZ Ravensbrück: „Kurze Zeit darauf war ich auf dem Bahnhof in Zingst, um Lohngelder in Empfang zu nehmen, die immer ein Bote von der Kasse Stralsund für die Forst- und Dünenmeisterei brachte. Der Zug lief, von Prerow kommend, gerade ein. Da sah ich mehrere Viehwagen, mit denen die Zigeunermädchen und die Bewachung zurück zum KZ Ravensbrück fuhren. Hinter den etwas geöffneten Türen standen einige, die mit uns zusammengearbeitet hatten. Sie winkten noch ein letztes Mal herüber.“
Quellenangaben
Literatur
Grählert, Edith: Glaube, Liebe, Hoffnung. Eine Liebeserklärung an Zingst, Dummerstorf 1995, S. 100f.
Hajkova, Dagmar u.a.: Ravensbrück, Prag 1960, S. 77. Übersetzung im Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Signatur SlgBu/41 Ber. 967.
Kasparick, Ulrich: Franz Mueller-Darss. SS-Generalmajor. Eine Recherche, Berlin 2022.
Ders.: Der Darß zwischen 1933 und 1945. Eine Studie zur Regionalgeschichte im nördlichen Teil des ehemaligen Landkreises Franzburg-Barth, Berlin 2019.
Meyer, Angelika: Born, in: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara: Der Ort des Terrors, Band 4, München 2006, S. 534f.
Strebel, Bernhard: Das KZ Ravensbrück. Geschichte eines Lagerkomplexes, Paderborn 2003, S. 431.
Winkler, Hermann: Als Schiffsjunge auf einem Schoner in der Ostsee: ein Seefahrtbericht des Chronisten Bruno Kaiser, in: Deutsches Schiffahrtsarchiv. Wissenschaftliches Jahrbuch des Deutschen Schifffahrtsmuseums 31, Wiefelstede 2009, S. 319-326.
Dokumente
DÖW Wien 50104/147, Aussage von Friederike Jaroslavsky vom 18.6.1946, S. 9f.
Arolsen Archives 1881000, Aktenplan für Konzentrationslager 1941.
Internet
https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/geschichte/kz-aussenlager/aussenlagerliste/darss-wieck/ am 24.10.2021.
https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/geschichte/kz-aussenlager/aussenlagerliste/darss-zingst/ am 24.10.2021.
https://www.facebook.com/DarssGeschichte/ am 24.10.1021.
https://ulrichkasparick.blog/category/darss-1933-1945/ am 24.10.2021.
Wir danken Ulrich Kasparick für den ausschlaggebenden Hinweis auf den Zwangsarbeitseinsatz der Sinti- und Roma-Frauen im Außenlager Born und die zur Verfügung gestellten Informationen. Der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück (Monika Schnell) sowie dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Ursula Schwarz) danken wir für die freundliche Überlassung von Dokumentenmaterial.