Köln-Bickendorf, Zwangslager

Ausgrenzung, Internierung und Deportation von Sinti und Roma in Köln und dem Rheinland
  • Kripobeamte kontrollieren Ausweispapiere beim Zwangslager (Foto: Bundesarchiv, Bild146-1990-104-16A / CC-BY-SA 3.0)
  • Sinti- und Roma-Familien im Sammellager in den Kölner Messehallen, Mai 1940 (Foto: Archiv DokuZ)

Kurzinformation

Ausgrenzung, Internierung und Deportation von Sinti und Roma in Köln und dem Rheinland

Entstehung des Lagers

Der „Schwarz-Weiß-Platz“ war mit seiner Errichtung im Mai 1935 eines der ersten ZwangslagerZwangslager Nationalsozialistische Zwangslager für Sinti und Roma (häufig auch als „Zigeunerlager“ bezeichnet) entstanden ab Mitte der 1930er Jahre in zahlreichen deutschen Großstädten, wie u.a. in Köln, Düsseldorf, Fulda, Hamburg, Hannover, Köln und Magdeburg. Ihre Planung, Errichtung und ihr Betrieb gingen auf Initiativen kommunaler Behörden zurück. Die Lager waren meist polizeilich bewacht und dienten der Konzentration und Erfassung von Sinti und Roma, ihrer Rekrutierung als Zwangsarbeitskräfte sowie der Trennung der Insassen von der sogenannten "Volksgemeinschaft". Mit der zunehmenden Radikalisierung der Verfolgungsmaßnahmen dienten die Zwangslager letztendlich als Sammellager für die Deportationen in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. für Sinti und Roma im Deutschen Reich. Den ungewöhnlichen Namen erhielt der umgangssprachlich als „Zigeunerlager“ bezeichnete Platz im Kölner Stadtteil Bickendorf in Anlehnung an den benachbarten Sportplatz des gleichnamigen Vereins. Der Gedanke zur Errichtung solcher Orte war allerdings kein neuer. In Köln begann man bereits 1929 mit ersten Planungen, die allerdings nicht zum Abschluss kamen.

Erst in der Zeit des Nationalsozialismus sollten diese in die Realität umgesetzt werden. Anlass war eine Vielzahl von Bretterbuden und Verschlägen, die in der Not der WeltwirtschaftskriseWeltwirtschaftskrise Am 24. Oktober 1929 brach die New Yorker Böse mit massiven Kurseinbrüchen zusammen. Am folgenden Tag erreichte das Finanzbeben die europäischen Börsen. Die infolge eintretende Weltwirtschaftskrise führt u.a. zu Firmenzusammenbrüchen und Massenerwerbslosigkeit. Zwischen September 1929 und Anfang 1933 stieg die Zahl der erwerbslosen Menschen im Deutschen Reich von 1,3 auf 6 Millionen an. Eine dramatische Massenarmut war die Folge. Die wirtschaftlich katastrophale Lage schwächte das Vertrauen in die Demokratie der Weimarer Republik, führte zu seiner gesellschaftlichen Spaltung und begünstigte den politischen Aufstieg der Kommunistischen Partei Deutschlands und vor allem der Nationalsozialisten. nach 1929 entstanden waren und sich im gesamten Kölner Stadtgebiet verteilten. Den neuen Machthabern waren diese ein Dorn im Auge. Die Nationalsozialisten befürchteten „sozial- und sicherheitspolitische Probleme“ und waren davon getrieben, die von ihnen propagierte „VolksgemeinschaftVolksgemeinschaft „Volksgemeinschaft“ war ein zentraler Begriff der NS-Ideologie. Er stand für die Idee des nationalen Sozialismus. Das Volk sollte sich als "Rasse- und Weltanschauungsgemeinschaft" verstehen und geschlossen hinter seinem "Führer" versammeln. Klassen- und Standesunterschiede sollten aufgehoben werden. Durch Gleichschaltung der öffentlichen Meinung in der NS-Propaganda und durch ein konsequent nationalsozialistisches Erziehungssystem sollte die Volksgemeinschaft verwirklicht werden. Menschen die - begründet durch den Sozialdarwinismus - nicht dem Ideal des Nationalsozialismus entsprachen oder von ihm als "minderwertig" eingestuft wurden, wurden aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen.“ auch im Städtebau durchzusetzen.

Nicht dazugehörende Bevölkerungsgruppen sollten interniert und ausgegrenzt werden. In diesem Sinn entstanden 1934 konkrete Planungen zur Errichtung eines „Zigeunerlagers“. Ein städtisches Grundstück in Bickendorf wurde ausgewählt, weil es am Stadtrand gelegen, gut an den Verkehr angebunden und dennoch versteckt gelegen war. Beim Ausbau wurden die Kosten von ursprünglich 50.000 Reichsmark auf ungefähr 7.000 Reichsmark gedrückt. Entsprechend primitiv war die Ausstattung.

Leben im Lager

Das Areal des Zwangslagers war mit einem Maschen- und Stacheldrahtzaun umgeben und nicht befestigt. Neben den Stellplätzen für Wohnwagen existierten nur zwei gepflasterte Rinnen für Abwässer. Die Kosteneinsparung wirkte sich auch auf die Ausstattung der Sanitäranlagen aus: Von ursprünglich 25 geplanten Toiletten wurden nur zehn gebaut – viel zu wenige für die mehreren hundert Menschen, die dort interniert waren. Vor den Toiletten gab es die einzige Wasserstelle mit mehreren Hähnen. Für die Nutzung der Toiletten musste zunächst beim SSSchutzstaffel Die Schutzstaffel (kurz: SS) war 1925 als persönliche Leibwache Hitlers gegründet worden. Den höchsten Dienstgrad innerhalb der SS stellte seit 1934 der „Reichsführer SS“ dar. Bis 1945 nahm Heinrich Himmler diese Position ein. Unter seiner Leitung wurde die SS zu einer Eliteeinheit aufgebaut, die zum zentralen Instrument des staatlichen Terrors wurde. Die SS hatte im Rahmen der „Endlösung“ maßgeblichen Anteil am Völkermord an den europäischen Juden sowie den Sinti und Roma.-Mann Willi Schmidt ein Schlüssel abgeholt werden. Diese bewusst arrangierte Schikane diente allein dazu, den Insassen das Alltagsleben so unangenehm wie möglich zu machen. Schmidt war vom städtischen Wohlfahrtsamt für die Bewachung des Lagers angestellt worden, die in enger Kooperation mit der Polizei erfolgte. Mit seiner Familie bewohnte er eine wesentlich besser ausgestattete Baracke mit dazugehörendem Gemüsegarten. Die hygienischen Bedingungen im Zwangslager waren katastrophal und verschlechterten sich im Laufe der Jahre zunehmend. Besonders im Winter gab es in den Wohnwagen und Baracken kaum Schutz vor der eisigen Kälte.

Ab Mai 1935 wurden Sinti und Roma aus dem ganzen Kölner Stadtgebiet auf den Platz gebracht. Mit diesem Schritt eröffnete in Köln das erste kommunale Zwangslager für Sinti und Roma im Deutschen Reich. Wer den behördlichen Anweisungen nicht folgte, dem wurde Zwang angedroht. Die Wohnwagen wurden in zwei langen Reihen auf dem neuen Platz aufgestellt, sodass Willi Schmidt das Lager jederzeit überblicken konnte. Wer keinen eigenen Wohnwagen besaß, wurde in zusätzlich aufgestellte Baracken eingepfercht. Dort und in den Wagen war nur wenig Platz, sodass die Männer; Frauen und Kinder unter menschenunwürdigen hygienischen Bedingungen hausen mussten. Sieben Monate nach der Einrichtung des Zwangslagers waren alle anderen Wohnwagenstellplätze im Kölner Stadtgebiet geräumt. Die Behörden erachteten dies jedoch als nicht weitreichend genug: Auch die auf privaten Grundstücken lebenden Sinti und Roma wurden gezwungen in das Lager zu ziehen – sogar, wenn die Besitzer der privaten Grundstücke nicht bereit waren, ihren Mietern zu kündigen. Auch die Sinti und Roma, die in Mietwohnungen lebten, wurden gezwungen auf den Lagerplatz „umzuziehen“. Auch einige umliegende Gemeinden nutzten das Zwangslager, um Sinti und Roma dorthin abzuschieben.

Im August 1936 lebten dort 50 Familien mit insgesamt etwa 300 Personen. Ein dreiviertel Jahr später waren es bereits 400 bis 500 Insassen. Der Alltag der Familien war geprägt von Kontrollen, Schikanen und Zwang. Obwohl sie sich unfreiwillig dort aufhalten mussten und aus wesentlich besseren Unterkünften und Wohnungen vertrieben worden waren, forderte man von ihnen Mietzahlungen ein. Sie durften sich nicht frei bewegen, sondern mussten sich beim Verlassen des Lagers abmelden. Zur Einschüchterung wurden mehrfach Razzien durchgeführt. Die wenigen Rechte, die den Internierten noch zugestanden wurden, schränkte man immer weiter ein. Fingerabdrücke wurden von ihnen genommen, Fotos angefertigt, das Mitführen eigener „Zigeunerpässe“ angeordnet und personenbezogene Daten bei der Polizei auf speziellen Karteikarten zusammengetragen. Ab Ende 1937 führte die „Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische ForschungsstelleRassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle Ende 1936 wurde in Berlin die „Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle“ (kurz: RHF) unter Leitung von Dr. Robert Ritter eingerichtet. Die „Forschungs­stelle“ sollte in enger Kooperation mit dem SS- und Polizeiapparat alle im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma erfassen und „rassenbiologisch“ klassifizieren. Ritter und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwangen die Menschen, Auskunft über ihre Verwandtschaftsverhältnisse zu geben, und nahmen aufwendige Vermessungen an ihnen vor. Neben detaillierten Stammbaumtafeln wurden Tausende anthropologische Fotografien angefertigt. Zahllose Blut- und Haarproben wurden genommen. Die bis Kriegsende von Ritters Institut erstellten 24.000 Gutachten, die Menschen per „Rassendiagnose“ zu „Zigeunern“ oder „Zigeu­nermischlingen“ erklärten, bildeten die Grundlage für die Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager.“ (RHFRassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle Ende 1936 wurde in Berlin die „Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle“ (kurz: RHF) unter Leitung von Dr. Robert Ritter eingerichtet. Die „Forschungs­stelle“ sollte in enger Kooperation mit dem SS- und Polizeiapparat alle im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma erfassen und „rassenbiologisch“ klassifizieren. Ritter und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwangen die Menschen, Auskunft über ihre Verwandtschaftsverhältnisse zu geben, und nahmen aufwendige Vermessungen an ihnen vor. Neben detaillierten Stammbaumtafeln wurden Tausende anthropologische Fotografien angefertigt. Zahllose Blut- und Haarproben wurden genommen. Die bis Kriegsende von Ritters Institut erstellten 24.000 Gutachten, die Menschen per „Rassendiagnose“ zu „Zigeunern“ oder „Zigeu­nermischlingen“ erklärten, bildeten die Grundlage für die Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager.) im Reichsgesundheitsamt unter ihrem Chef Robert Ritter mehrfach „rassenbiologische Untersuchungen“ im Lager durch. Die Insassen konnten sich dagegen nicht wehren, dass sie wie Objekte behandelt und dokumentiert wurden, dass man ihnen Blutproben abnahm und ihre gesamten Familien in Stammbäumen erfasste. Die gewonnenen Informationen bildeten wenig später die Grundlage für erste Deportationen in KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit".. Zum Beispiel wurden im Rahmen der „Aktion Arbeitsscheu ReichAktion Arbeitsscheu Reich Bei zwei reichsweiten Verhaftungswellen der Kriminalpolizei (21. bis 30. April sowie 13. bis 18. Juni 1938) wurden über 10.000 Männer verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Dort wurden sie stigmatisierend mit dem schwarzen Häftlingswinkel an ihrer Kleidung als „Asoziale“ gekennzeichnet. Zu den Verhafteten zählten u.a. Juden, Sinti und Roma, Erwerbslose, Mittellose, Bettler, Landstreicher oder auch Personen, die mit Unterhaltszahlungen im Rückstand waren. Die völlig heterogene Gruppe hatte nur eine Gemeinsamkeit: Die Verfolger hatten die betreffenden Menschen diffamierend als „asozial“ und „arbeitsscheu“ definiert. In den Konzentrationslagern bildeten sie eine neue und zeitweise auch die größte Häftlingsgruppe. Bei der Verfolgung angeblich "asozialer" Menschen spielte die öffentliche und private Fürsorge auch nach 1938 eine nicht unerhebliche Rolle, die zunehmend nicht mehr Schutz, sondern vielmehr Bedrohung für Hilfesuchende bedeutete. Wie der Historiker Wolfgang Ayaß treffend formulierte, drängten die Wohlfahrtsämter „die Kripo-Stellen geradezu, lästig erscheinende Menschen ins KZ abzuschieben. An die Stelle der jahrhundertealten Tradition der Vertreibung von Bedürftigen traten Erfassung und Vernichtung. Dies hatte es gegenüber sozialen Außenseitern in dieser Brutalität zuvor noch nie gegeben.“ Die Überlebenden litten nach ihrer Befreiung weiterhin unter ihrer Stigmatisierung und blieben von Entschädigungsregelungen weitgehend ausgeschlossen. Ihre Verfolgung wurde regelmäßig nicht als Unrecht angesehen. Eine Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus erfolgte erst am 13. Februar 2020 durch den Deutschen Bundestag. W. Ayaß: Die mit dem schwarzen Winkel am 6.9.2020 Anerkennung durch den Deutschen Bundestag  am 6.9.2020“ im Juni 1938 etwa 20 bis 30 Insassen des Lagers in das KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Sachsenhausen deportiert.

Räumung und DeportationDeportation Bezeichnung für die zwangsweise Um- oder Aussiedlung von Menschen aus ihren Wohngebieten, zum Teil unter Androhung und Anwendung von Gewalt. Während der NS-Zeit wurden ganze Bevölkerungsgruppen wie Juden oder Sinti und Roma zunächst aus dem Deutschen Reich, dann auch aus dem übrigen Europa, in Sammellager, Gettos und Konzentrations- oder Vernichtungslager in die besetzten Ostgebiete deportiert und dort ermordet. Oft wurde dies auch zur Tarnung als "Evakuierung" bezeichnet.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs verschärfte sich die Situation zunehmend. Mit dem von Heinrich Himmler angeordneten „FestschreibungserlassFestschreibungserlass Der Festschreibungserlass war eine Anordnung von Heinrich Himmler (dem Reichsführer-SS und Chef der deutschen Polizei) vom 17. Oktober 1939. Darin wurde den Sinti und Roma verboten, ihren Wohn- und Aufenthaltsort ohne vorherige Genehmigung zu verlassen. Selbst für Besuche bei auswärtigen Verwandten mussten vorher Passierscheine beantragt werden, um sich nicht strafbar zu machen. Bei Zuwiderhandlungen drohten Verhaftung und Einweisung in ein Konzentrationslager.“ vom 17. Oktober 1939 wurde den Sinti und Roma verboten, ihren jeweiligen Wohn- und Aufenthaltsort zu verlassen. Dies ermöglichte den „Rasseforschern“ der RHF den besseren Zugriff auf die Männer, Frauen und Kinder und erleichterte zudem die Deportationen: Aus den westlichen Gebieten des Deutschen Reiches sollten im Mai 1940 2.500 Sinti und Roma in das GeneralgouvernementGeneralgouvernement Generalgouvernement war die Bezeichnung für das ab Oktober 1939 militärisch besetzte Gebiet Polens, das nicht dem Deutschen Reich einverleibt wurde. Es unterstand dem Generalgouverneur Hans Frank und bestand ab 1941 aus fünf Distrikten (Krakau, Lublin, Radom, Warschau uns Galizien) mit über 17 Millionen Einwohnern. im besetzten Polen deportiert werden. Köln wurde dabei zu einem der Zentren.

Am 16. Mai 1940 umstellten Polizei, WehrmachtWehrmacht Die Armee des nationalsozialistischen Deutschlands wurde seit 1935 als "Wehrmacht" bezeichnet. Mit der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht erfolgte ab 1935 der rasche Ausbau der Wehrmacht, in die neben dem Heer auch die Marine und die Luftwaffe eingegliedert waren. Oberster Befehlshaber der Wehrmacht war Hitler, die Befehls- und Kommandogewalt hatte der Reichskriegsminister. und SS das Zwangslager und brachten die Insassen in ein Sammellager auf dem Gelände der Messe in Köln-Deutz. Dort trafen sie mit vielen weiteren Sinti und Roma aus Köln und dem gesamten Rheinland zusammen. Es folgten Demütigungen und Schikanen. Männer, Frauen und Kinder mussten sich vollständig entkleiden, wurden „entlaust“ und von Mitarbeitern der RHF nochmals begutachtet. Anschließend wurden die 938 Menschen in Waggons getrieben und in das Generalgouvernement deportiert. Im Falle einer (verbotenen) Rückkehr drohte man ihnen SterilisationSterilisation Bezeichnung für einen medizinischen Eingriff, der einen Menschen unfruchtbar, also unfähig zur Fortpflanzung macht. und Konzentrationslagerhaft an. Mit dem Eintreffen im Generalgouvernement begann für die meisten der Deportierten ein Leidensweg, der sie durch Zwangsarbeitskommandos, Gettos und Konzentrationslager führte. Die meisten von ihnen wurden ermordet oder starben elend an Hunger und Krankheiten.

Der Platz nach 1945

Nach dem Kriegsende kehrten die wenigen Überlebenden des Völkermords auf den Platz zurück, auf dem sich in der Zwischenzeit zahlreiche Wohnungslose niedergelassen hatten. Auch ohne Bewachung und Einzäunung herrschten dort immer noch menschenunwürdige Zustände. Als störendes Element im Stadtbild entschieden die Behörden bereits 1952 die Räumung des Platzes. Am 21. November 1958 wurden zunächst die Sinti und Roma auf einen anderen Platz an der Sinnersdorfer Straße im Norden der Stadt gebracht. Ganz zu schweigen davon, dass man sie weiterhin im Sinne der NS-IdeologieIdeologie Ideologie stammt vom griechischen Wort „ideologia“ und bedeutet auf Deutsch „Ideenlehre“. Mit Ideologie bezeichnet man bestimmte politische Ideen (z.B. Sozialismus, Marxismus, Kommunismus, Konservatismus oder Liberalismus). Ideologien sind nicht richtig oder falsch, sondern spiegeln bestimmte Wertvorstellungen wider. Wer eine Ideologie vertritt, zeigt, dass sie oder er mit den Vorstellungen, mit den Werten dieser Idee einverstanden ist und diese auch in der Politik umsetzen möchte. Gefährlich werden Ideologien dann, wenn nur mehr eine einzige erlaubt ist und alle Menschen, die andere Ideologien vertreten oder sich für diese einsetzen, daran gehindert oder verfolgt werden. Dies war zum Beispiel in Diktaturen wie dem Nationalsozialismus der Fall. als „Zigeuner“ diffamierte. Die übrigen Bewohner*innen wurden kurze Zeit später ebenfalls von dort vertrieben und der Platz planiert. Bald überdeckte ein neuer Industriekomplex den Ort des ehemaligen Zwangslagers.

Quellenangaben

Literatur
Fings, Karola: Köln: ein regionales Zentrum der nationalsozialistischen Zigeunerverfolgung, in: Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933-1945, hrsg. von Fings, Karola/Opfermann, Ulrich, Paderborn 2012, S. 187-202.
Fings, Karola/Sparing, Frank: Das Zigeunerlager in Köln Bickendorf 1935-1958, in: 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 6 (1991), S. 11-40.
Fings, Karola/Sparing, Frank: RassismusRassismus Rassismus ist eine Form von Diskriminierung, bei der Menschen nicht als Individuen, sondern als Teil einer einheitlichen Gruppe mit bestimmten (meist negativen) Merkmalen und Charaktereigenschaften angesehen werden. Durch Rassismus wurden und werden Menschen aufgrund der realen oder vorgestellten Zugehörigkeit (beispielsweise zu einer Volksgruppe, Nationalität etc.) oder aufgrund äußerer Merkmale, einer bestimmten Religion oder Kultur vorverurteilt, ausgegrenzt, benachteiligt, unterdrückt, gewaltsam vertrieben, verfolgt und ermordet. - Lager - VölkermordVölkermord Bezeichnung für die vorsätzliche Ermordung, Ausrottung oder anderweitige Vernichtung von Volksgruppen aufgrund ihrer vermeintlich rassischen, ethnischen oder sozialen Merkmale, ihrer Nationalität oder religiösen Überzeugungen. 1948 verabschiedeten die Vereinten Nationen einen völkerrechtlichen Vertrag über die Verhütung und die Bestrafung von Völkermorden.. Die nationalsozialistische Zigeunerverfolgung in Köln (Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, Bd. 3), Köln 2005.

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