Frankfurt, Kruppstraße

Gedenktafel für die im Zwangslager Kruppstraße internierten Sinti und Roma
  • Straßenbahnhaltestelle Kruppstraße an der Borsigallee in Frankfurt (Foto: Andreas Pflock)
  • Straßenbahnhaltestelle Kruppstraße an der Borsigallee in Frankfurt (Foto: Andreas Pflock)
  • Am Geländer der Haltestelle (Nordseite) angebrachte Gedenktafel (Foto: Andreas Pflock)
  • Blick auf die Gedenktafel. Das Areal des Zwangslagers befand sich jedoch in entgegengesetzter Richtung (Foto: Andreas Pflock)

Kurzinformation

Gedenktafel für die im Zwangslager Kruppstraße internierten Sinti und Roma

Beschreibung

Die Gedenktafel befindet sich im Frankfurter Stadtteil Seckbach an der dort oberirdisch verlaufenden U-Bahnhaltestelle „Kruppstraße“. Angebracht wurde sie an einem Geländer am nördlichen Ende der Haltestelle (Fahrtrichtung stadtauswärts). Die südliche Ausrichtung der Tafel lässt schnell den falschen Eindruck entstehen, das Lager habe sich auf dem gegenüberliegenden Areal an der Borsigallee befunden, wo sich heute die Zufahrt zu einem Parkhaus befindet. Es befand sich jedoch 270 Meter entfernt in entgegengesetzter, nördlicher Richtung in der Kruppstraße.

Die Tafel wurde im Format von 40 x 80 cm angefertigt und trägt die Inschrift:
"Auf dem Gelände Kruppstraße befand sich seit 1942 ein nationalsozialistisches InternierungslagerInternierungslager Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden in den besetzten Staaten, z.B. in Frankreich, Internierungslager errichtet. Sinti und Roma wie auch die jüdische Bevölkerung wurden dorthin gebracht, um sie von der übrigen Bevölkerung zu isolieren. Die Lager mit menschenunwürdigen Lebensbedingungen wurden häufig zu Durchgangsstationen bei den Deportationen in Konzentrations- und Vernichtungslager. für Sinti und Roma. Im Frühjahr 1943 wurden von hier mehr als einhundert Menschen nach Auschwitz deportiert und die meisten von ihnen wurden dort ermordet.
Gestiftet von Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern“

Entstehung

Die Initiierung der Gedenktafel ging vom hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma aus. Eine Anbringung wurde jedoch erst dadurch möglich, dass der Verband und Überlebende vehement die Realisierung der Tafel einforderten und dabei von couragierten und engagierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern unterstützt wurden.

Die geplante Finanzierung durch die Stadt Frankfurt blieb jedoch aus, nachdem durch eine Haushaltssperre in der ersten Jahreshälfte 1994 die Ausgaben aus dem städtischen Etat gestoppt werden mussten. Ausschließlich privaten Spenden und dem Honorarverzicht des Künstlers Günter Maniewski ist es zu verdanken, dass die Tafel mit Produktionskosten in Höhe von 2.000 Mark schließlich am 12. Dezember 1994 durch die damalige städtische Kulturdezernentin Linda Reisch eingeweiht werden konnte.

Gestaltung

Die Emaille-Tafel wurde von Günter Maniewski gestaltet. Der 1958 in Frankfurt/Main geborene Künstler und Bildhauer lebt und arbeitet heute in seiner Geburtsstadt. Sein Studium an der Städelschule bei Prof. Johannes Schreiter beendete Maniewski im Jahr 1985 als Meisterschüler. Es folgten ein Aufenthalt in Budapest als „Artist of Residence“ sowie zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Seit 1992 ist Günter Maniewski als Dozent an der Frankfurter Malakademie tätig, deren künstlerische Leitung er ab 1994 übernahm.

Der Künstler entwickelte Museums- und Ausstellungsdesigns u.a. für das Museum Judengasse in Frankfurt sowie das Florida Holocaust Museum. Außerdem gestaltete Maniewski über zwanzig Gedenktafeln im Frankfurter Stadtgebiet, wie u.a. die „Adorno-Gedenktafel“ (1994), die Gedenktafel für das „KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit".-Außenlager Frankfurt-Adlerwerke“ (1994) oder die Gedenktafel für das „ZwangslagerZwangslager Nationalsozialistische Zwangslager für Sinti und Roma (häufig auch als „Zigeunerlager“ bezeichnet) entstanden ab Mitte der 1930er Jahre in zahlreichen deutschen Großstädten, wie u.a. in Köln, Düsseldorf, Fulda, Hamburg, Hannover, Köln und Magdeburg. Ihre Planung, Errichtung und ihr Betrieb gingen auf Initiativen kommunaler Behörden zurück. Die Lager waren meist polizeilich bewacht und dienten der Konzentration und Erfassung von Sinti und Roma, ihrer Rekrutierung als Zwangsarbeitskräfte sowie der Trennung der Insassen von der sogenannten "Volksgemeinschaft". Mit der zunehmenden Radikalisierung der Verfolgungsmaßnahmen dienten die Zwangslager letztendlich als Sammellager für die Deportationen in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dieselstraße“ (1994).

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Frankfurter Bund für Volksbildung: Auf dem Roten Sofa - Günter Maniewski am 14.9.2020
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt/Main: Stadtchronik - 12. Dezember 1994 am 2.9.2020
Kulturamt der Stadt Frankfurt/Main: Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt. Günter Maniewsk am 14.9.2020

Sandner, Peter: Frankfurt - Auschwitz. Die nationalsozialistische Verfolgung der Sinti und Roma in Frankfurt am Main, Frankfurt/Main 1998.

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und akzeptiert.