Gevelsberg, Waldheim Stüting

Gedenktafel zur Erinnerung an die Festsetzung und Deportation von Sinti und Roma
  • Detailansicht der vom CVJM gestifteten Gedenktafel (Foto: Andreas Pflock)
  • Blick vom Stüting-Gelände auf Gevelsberg (Foto: Andreas Pflock)
  • Detailansicht des Straßenschildes am Zufahrtsweg (Foto: Andreas Pflock)
  • Zufahrt zum Stüting-Gelände, dem heutigen CVJM "Waldheim Stüting" (Foto: Andreas Pflock)
  • Hauptgebäude des Waldheims, links das Nebengebäude mit der Gedenktafel (Foto: Andreas Pflock)
  • Gedenktafel am Nebengebäude des CVJM Waldheims (Foto: Andreas Pflock)

Kurzinformation

Gedenktafel zur Erinnerung an die Festsetzung und Deportation von Sinti und Roma

Beschreibung

Die Gedenktafel befindet sich auf dem Areal des heutigen CVJM Familien- und Freizeitzentrums „Waldheim Stüting“, rund vier Kilometer süd-westlich des Gevelsberger Stadtzentrums. Das heutige Waldheim wurde am 24. August 1924 eingeweiht. Das Areal diente in der NS-Zeit als Festsetzungsort von Sinti und Roma und wurde zum Ausgangspunkt ihrer DeportationDeportation Bezeichnung für die zwangsweise Um- oder Aussiedlung von Menschen aus ihren Wohngebieten, zum Teil unter Androhung und Anwendung von Gewalt. Während der NS-Zeit wurden ganze Bevölkerungsgruppen wie Juden oder Sinti und Roma zunächst aus dem Deutschen Reich, dann auch aus dem übrigen Europa, in Sammellager, Gettos und Konzentrations- oder Vernichtungslager in die besetzten Ostgebiete deportiert und dort ermordet. Oft wurde dies auch zur Tarnung als "Evakuierung" bezeichnet. nach Auschwitz im März 1943.

Die aus Acrylglas angefertigte Tafel mit einer Größe von ca. 40 x 30 cm wurde gut sichtbar an der Stirnseite eines Nebengebäudes angebracht. Der darauf angebrachte Text lautet:

„In den Jahren 1939 bis 1943 wurden zeitweise bis zu 160 Sinti und Roma auf dem Stüting festgesetzt. Sie lebten hier in ihren Wohnwagen und waren überwiegend in Gevelsberger Betrieben beschäftigt. Am 10. März 1943 wurden gegen 4.00 Uhr in der Frühe alle derzeit Anwesenden, insgesamt 37 Menschen – überwiegend Kinder – von Gevelsberger Polizisten und SASturmabteilung Die „Sturmabteilung“ (kurz: SA) war eine 1921 gegründete, aus Freiwilligen gebildete, militärisch organisierte und uniformierte Kampf- und Schutztruppe der NSDAP. Die SA wurde insbesondere bei der Terrorisierung und Verfolgung politischer Gegner sowie zur Durchführung von Terroraktionen gegen Juden eingesetzt.-Leuten zur Lindengraben-Schule getrieben. Von dort aus erfolgte der Abtransport mit Lastwagen zur Sammelstelle nach Bochum und dann weiter mit Güterwaggons zum KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Auschwitz. Nur 3 der 37 Menschen haben die Quälereien und das Morden im KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". überlebt.

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner RasseRasse "Rasse" ist eine Kategorie aus der Biologie, die Lebewesen anhand ihrer Verwandtschaft zu Gruppen zusammenfasst. Vor allem im 19. und im frühen 20. Jahrhundert stellten Wissenschaftler Theorien auf, dass die Menschen biologisch in mehrere "Rassen" unterteilt werden und als höher- oder minderwertiger eingestuft werden könnten. Wissenschaftlich ist längst bewiesen, dass es keine unterschiedlichen menschlichen "Rassen" gibt. Im gesellschaftlichen Denken spielt die Vorstellung von vermeintlich biologischer Höher- oder Minderwertigkeit bestimmter Menschengruppen jedoch nach wie vor eine Rolle und bildete die Basis für Rassismus., seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Art 3 (3) des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Matthäus 19,19“

Entstehung

Die Initiative für die Gedenktafel geht zurück auf den Eigentümer des Geländes, den CVJM Gevelsberg, der die Tafel auf eigene Kosten herstellen ließ, und den Antifaschistischen Arbeitskreis Gevelsberg. Der Arbeitskreis engagierte sich bereits seit 1983 intensiv bei der Aufarbeitung lokalhistorischer Zusammenhänge der NS-Zeit und war dabei auf die verdrängte Geschichte der Sinti und Roma in Gevelsberg und ihre Deportation nach Auschwitz im März 1943 gestoßen. Neben dem Plan zur Errichtung eines zentralen Erinnerungszeichens in Gevelsberg, rückte die Funktion und Bedeutung des Stüting-Areals als Verfolgungsort von Sinti- und Roma-Familien in das öffentliche Bewusstsein.

Während das zentrale Denkmal schließlich 2004 auf dem Gevelsberger Rathausplatz eingeweiht und nach einem rund 20 Jahre dauernden Prozess allen Opfern des Nationalsozialismus gewidmet wurde, konnte die Gedenktafel am historischen Ort bereits 1997 feierlich eingeweiht werden. Die Enthüllung fand anlässlich des 54. Jahrestags der Deportation statt. Ein Gedenkmarsch führte die Teilnehmenden damals vom ehemaligen Sammelort in der Lindengraben-Schule bis zum Stüting, wo die Familien in den frühen Morgenstunden des 10. März 1943 abgeholt worden waren. Im Jahr 2022 ließ der CVJM Gevelsberg die Gedenktafel erneuern und macht somit weiterhin alle Gäste des Waldheims auf einen Teil seiner Geschichte aufmerksam, der nicht in Vergessenheit geraten darf.

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Antifaschistischer Arbeitskreis Gevelsberg (Hrsg.): Was war, dass musst du vergessen. Dokumentation zum Hörspiel des antifaschistischen Arbeitskreises Gevelsberg, Gevelsberg 1996.
Rolf Kappel/Jörg Prostka: Von Gevelsberg nach Auschwitz, in: Gevelsberger Berichte 5 (1994), herausgegeben vom Gevelsberger Heimatverein, Gevelsberg 1994.
Opfermann, Ulrich: Zur NS-Verfolgung der Roma-Minderheit in Gevelsberg und Nachbarschaft, in: Gevelsberger Berichte. 75 Jahre Gevelsberger Heimatverein e.V. (2021), herausgegeben vom Gevelsberger Heimatverein, Gevelsberg 1991.

Wir danken dem CVJM Gevelsberg für die zur Verfügung gestellten Informationen und die freundliche Unterstützung.

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