Hildesheim, Lily-Franz-Straße

Straßenbenennung zur Erinnerung an die Sintiza und Holocaust-Überlebende
  • Lily-Franz-Straße in der Hildesheimer Nordstadt (Foto: Ekkehard Domning)
  • Enthüllung des Schildes (Foto: Stadt Hildesheim)
  • Angehörige von Lily van Angeren-Fanz mit Ortsbürgermeister Domning (2.v.r.) bei der Einweihung (Foto: Stadt Hildesheim)

Kurzinformation

Straßenbenennung zur Erinnerung an die Sintiza und Holocaust-Überlebende

Beschreibung

Die Lily-Franz-Straße befindet sich im Hildesheimer Stadtteil „Nordstadt“, unweit der Bundesstraße 6. Sie zweigt als Nebenstraße von der „Münchewiese“ ab und ist zudem nur wenige Meter von der Bushaltestelle „Hildesheim Steuerwald“ entfernt. In diesem Teil der Stadt lebten viele der Hildesheimer Sinti-Familien vor ihrer DeportationDeportation Bezeichnung für die zwangsweise Um- oder Aussiedlung von Menschen aus ihren Wohngebieten, zum Teil unter Androhung und Anwendung von Gewalt. Während der NS-Zeit wurden ganze Bevölkerungsgruppen wie Juden oder Sinti und Roma zunächst aus dem Deutschen Reich, dann auch aus dem übrigen Europa, in Sammellager, Gettos und Konzentrations- oder Vernichtungslager in die besetzten Ostgebiete deportiert und dort ermordet. Oft wurde dies auch zur Tarnung als "Evakuierung" bezeichnet.. Nach dem Krieg entstanden hier ein Gewerbegebiet, Häuserneubauten und eine Kindertagesstätte.

 Das Schild an der Lily-Franz-Straße trägt die Aufschrift:
„Lily van Angeren-Franz 1924-2011
Deutsche Sintizza, Überlebende des Holocaust“

Entstehung

In gemeinsamen Gesprächen zwischen Anwohner*innen, viele davon Hildesheimer Sinti-Familien, und dem Ortsbürgermeister Ekkehard Domning entstand der Gedanke, einen Straßenabschnitt zur Erinnerung an Lily van Angeren-Franz zu benennen. Die nach dem Krieg in den Niederlanden verheiratete Holocaust-Überlebende war am 1. März 1943 an ihrem Arbeitsplatz in Hildesheim verhaftet und nach Auschwitz deportiert worden.

Diesem Wunsch folgte der zuständige Ortsrat. Er beschloss einstimmig am 27. November 2014 die Umbenennung eines Teilstücks der „Münchewiese“ in „Lily-Franz-Straße“ und die Anbringung eines erläuternden Legendenschildes mit ihren Lebensdaten.

Im Rahmen eines kleinen Festaktes wurde das Straßenschild am 7. März 2015 (dem Todestag von Lily van Angeren-Franz) im Beisein der Hildesheimer Bürgermeisterin Ruth Seefels offiziell eingeweiht. Ortsbürgermeister Ekkehard Domning würdigte in seiner Ansprache das Wirken der Namenspatronin: „Ich freue mich, heute diese Straße einweihen zu dürfen, die einer sehr mutigen und starken Frau gewidmet wurde, die sich um die Erinnerung an die NS-Verbrechen an den europäischen Roma verdient gemacht hat. Die Benennung der Straße zeigt auch die Verbundenheit der Stadt mit ihrer Sintigemeinde und setzt damit ein sehr schönes Zeichen gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit“.

Einen besonderen Wert erhielt die Feierlichkeit durch die Teilnahme von Angehörigen der im Jahr 2011 verstorbenen Namenspatronin, die aus den Niederlanden nach Hildesheim gekommen waren. Die Enthüllung des Schildes wurde gemeinsam von Ortsbürgermeister Ekkehard Domning und Enkelkindern von Lily van Angeren-Franz durchgeführt.

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Pressemitteilung der Stadt Hildesheim vom 9.3.2015
Auskünfte der Stadt Hildesheim sowie von Ortsbürgermeister Ekkehard Domning vom 27.3.2020

Niedersächsischer Verband Deutscher Sinti e.V. (Hrsg.): Aus Niedersachsen nach Auschwitz. Die Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit, Bielefeld 2004.
Schmid, Hans-Dieter: „Polizeilich zwangsentführt“. Das Leben der Sintizza Lily van Angeren-Franz von ihr selbst erzählt, aufgezeichnet von Henny Clemens und Dick Berts, Hildesheim 2004.

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