Magdeburg, Florapark

Gedenkstele ehemaliges Zwangslager Holzweg
  • Namen der Deportierten auf der Stele ( (Foto: Archiv DokuZ)
  • Die Schatulle mit Informationen zur Geschichte der Magdeburger Sinti und Roma wird in das Fundament eingelassen (Foto: Archiv DokuZ)
  • Der Künstler Wolfgang Roßdeutscher (links) bei der Montage der Stele (Foto: Archiv DokuZ)
  • Teilnehmende bei der Einweihungsfeierlichkeit (Foto: Archiv DokuZ)
  • Schüler*innen übernahmen die musikalische Umrahmung der Feierstunde (Foto: Archiv DokuZ)
  • Ansprache der Initiatorin Gisela Opitz (Foto: Archiv DokuZ)
  • Enthüllung der Stele durch Romani Rose und Wolfgang Roßdeutscher (Foto: Archiv DokuZ)
  • Gedenkstele nach ihrer Enthüllung (Foto: Archiv DokuZ)
  • Gedenkstele vor dem Eingang zum Florapark-Einkaufszentrum (Foto: Archiv DokuZ)

Kurzinformation

Gedenkstele ehemaliges Zwangslager Holzweg

Beschreibung

Die Gedenkstele liegt in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Standort des Zwangslagers für Sinti und Roma „Holzweg/Silberberg“, am Fußweg zwischen dem Olvenstedter Graseweg und dem Südeingang des Einkaufzentrums Florapark.

Die 1,8 Meter hohe Stele besteht aus drei verdreht positionierten Steinquadern aus grauem, wetterbeständigem Marmor. Sie wurden auf einer Grundplatte von 1,1 x 0,9 Metern positioniert. In Farbe und Material entspricht die Stele dem Denkmal am Dom und bildet dazu eine Symbiose. In die Stele wurde eine Schatulle mit Informationen zur Geschichte der Magdeburger Sinti und Roma sowie mit Presseberichten über die Entstehung des Denkmals eingelassen. Die Namen von 340 aus Magdeburg deportierten Sinti und Roma, die in Auschwitz ermordet wurden, sind in den Marmor eingemeißelt.

Der Widmungstext lautet: „Diese Namen sollen an das Schicksal der Sinti und Roma erinnern, die aus dem Lager am Holzweg-Silberberg am 1.3.1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden.“ 

Unmittelbar neben der Gedenkstele wurde als „Zeichen des Lebens“ ein Apfelbaum gepflanzt.

Entstehung

Die Errichtung des Denkmals ging auf eine Initiative der Magdeburger Bürgerin Gisela Opitz zurück. Sie hatte sich bereits im April 2007 mit einem Anliegen an den Zentralrat und das Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma gewandt, da es in Magdeburg selbst keine Organisation von Sinti und Roma als Ansprechpartner gab.

Vor dem Hintergrund ihres Engagements für die Verlegung von Stolpersteinen in Magdeburg war es ihr ein persönliches Anliegen, die Namen der ermordeten Magdeburger Sinti und Roma wieder in Erinnerung zu rufen. An dem 1998 eingeweihten Denkmal am Dom waren diese nicht angebracht worden. Zugleich wollte sie den historischen Ort des ehemaligen Sammellagers dem Vergessen entrücken. Nach Überlegungen und Beratungen, u.a. mit der Stadtverwaltung und auch mit dem Künstler Wolfgang Roßdeutscher, der das Denkmal am Dom geschaffen hatte, entstand die Idee, am Ort des ehemaligen Sammellagers eine Gedenkstele mit den Namen der Deportierten aufzustellen.

Gisela Opitz richtete ein privates Spendenkonto ein, um Finanzmittel für die Realisierung der Stele einzuwerben und führte Gespräche mit u.a. dem Manager des Einkaufscenters „Florapark“, auf dessen Areal sich das Sammellager einst befunden hatte. Unterstützt wurde sie bei Ortsterminen und Gesprächen von der Stadt Magdeburg sowie vom Dokumentations- und Kulturzentrum sowie vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. Beide Institutionen würdigen das Vorhaben als „zweifellos wichtige und sinnvolle Ergänzung zu dem großartigen Mahnmal für die verfolgten und ermordeten Magdeburger Sinti und Roma beim Magdeburger Dom.“ 

Zuspruch für das Vorhaben kam bald auch von sehr unterschiedlichen Seiten. Der Magdeburger Stadtrat sprach bei seiner Sitzung am 7. Juli 2008 einstimmig für die „Errichtung einer Gedenkstele für Sinti und Roma […] im Bereich des ehemaligen Sammellagers am Großen Silberberg/Holzweg“ aus. Und nur wenige Wochen später, nach einem Treffen am 27. August, sagte die Vizepräsidentin des Landtags von Sachsen-Anhalt, Dr. Helga Paschke, eine Unterstützung vonseiten des Landes Sachsen-Anhalt zu. Sie selbst übernahm die Schirmherrschaft für die Realisierung der Gedenkstele.

Die Gesamtkosten in Höhe von rund 10.000 Euro konnten durch Spenden von u.a. der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt, dem Rotary Club Otto von Guericke, dem Management des Floraparks, der Stadtsparkasse Magdeburg und der Fraktion „Die Linke“ im Landtag von Sachsen-Anhalt sowie nicht zuletzt von zahlreichen engagierten Bürgerinnen und Bürger finanziert werden.

Am 1. März 2009 fand die feierliche Einweihung mit Redebeiträgen der Vizepräsidentin des Landtags, des Magdeburger Oberbürgermeisters Lutz Trümper und des Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, statt. Er forderte in seiner Ansprache dazu auf, „durch die beständige Auseinandersetzung mit der Geschichte in Europa die demokratische Gesellschaft zu festigen.“ Organisiert hatte die Feierstunde der Verband der Magdeburger Stadtführer in Kooperation mit dem Verein Miteinander. Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl- und des Siemens-Gymnasiums rahmten die Ansprachen musikalisch und mit Rezitationen ein.

Künstler

Der Bildhauer Wolfgang Roßdeutscher wurde 1945 in Magdeburg geboren und wuchs in einem Steinmetz- und Steinbildhauerbetrieb auf. Zwischen 1962 und 1965 absolvierte er eine Lehre als Steinmetz und Steinbildhauer und studierte von 1968 bis 1973 an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden. Seine bevorzugten Materialien sind Stein und Bronze. Wolfgang Roßdeutscher arbeitet für private und öffentliche Auftraggeber und schuf zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum. Er betreute Symposien, nahm an dem Wettbewerb für die Rekonstruktion des Magdeburger Rolands sowie im Kontext der Weltausstellung „EXPO 2000“ an dem Projekt Wasserspuren in der Stadt Hannoversch Münden teil. Der Künstler wohnt und arbeitet im Magdeburger Stadtteil Sohlen.

Zu seinen Werken zählen u.a.
- Plastiken auf dem Gelände der Gedenkstätte des KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Außenlagers Langenstein-Zwieberge (ab 1980)
- Plastik „Aufsteigende weibliche und stürzende männliche Figur“ an der Stadtmauer von Gera (1983)
- Bake Epithap im Magdeburger Dom (2002)
- Plastikgruppe „Dialog“ am Gymnasium Blankenburg (2004)
- Gedenkstele für das Zwangsarbeiterlager Diana, 2005
- Skulptur des Schutzgottes Heimdall in Thale (2006/2007)
- Gedenkstele am Ort des ehemaligen Zwangslagers für Sinti und Roma am Magdeburger Holzweg/Silberberg

Internetseite von Wolfgang Roßdeutscher

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte; Nachlass Gilsenbach NG O 60

Internetseite von Wolfgang Roßdeutscher am 20.08.2019

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