Alman Rose

"Liebe Eltern. Ich muß Euch mitteilen, das ich bin von Oranienburg nach Wewelsburg gekommen."
  • Alman Rose (Foto: Kreismuseum Wewelsburg)

Kurzinformation

„Liebe Eltern. Ich muß Euch mitteilen, das ich bin von Oranienburg nach Wewelsburg gekommen.“

Alman Rose wurde am 14. Dezember 1922 im Dorf Paradies/Kreis Meseritz (heute Gościkowo/ Powiat świebodziński, WoiwodschaftWoiwodschaft Die Republik Polen ist seit dem Jahr 1999 in sechzehn Woiwodschaften (Verwaltungsbezirke) aufgeteilt. Diese bilden die oberste Stufe der territorialen Gliederung des Landes – ähnlich wie die Bundesländer in Deutschland. Lebus) rund 75 Kilometer östlich von Frankfurt/Oder geboren. Über sein Leben und das der evangelischen Sinti-Familie sind bedauerlicherweise keine Informationen überliefert. Mit gerade einmal 18 Jahren wurde Alman Rose im Jahr 1941 in Stettin (heute Szczecin) verhaftet und am 5. Juni 1941 in das KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Sachsenhausen eingeliefert. Vermutlich am 22. oder 23. Oktober 1941 gelangte er mit einem Transport in das KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Niederhagen nach Wewelsburg. Von dort aus konnte er einige offizielle Briefe verfassen und über einen Bekannten an seine Eltern schicken. Immer wieder erkundigte er sich darin nach den Familienmitgliedern.

Die voneinander abweichenden Handschriften der überlieferten Briefe deuten darauf hin, dass Alman Rose nicht oder nicht ausreichend schreiben konnte und beim Verfassen auf die Hilfe anderer Häftlinge angewiesen war. Diese Praxis war in den Konzentrationslagern durchaus üblich, weil Gefangene entweder nicht schreiben oder die Schriftstücke bei ausländischer Herkunft nicht – wie von der SSSchutzstaffel Die Schutzstaffel (kurz: SS) war 1925 als persönliche Leibwache Hitlers gegründet worden. Den höchsten Dienstgrad innerhalb der SS stellte seit 1934 der „Reichsführer SS“ dar. Bis 1945 nahm Heinrich Himmler diese Position ein. Unter seiner Leitung wurde die SS zu einer Eliteeinheit aufgebaut, die zum zentralen Instrument des staatlichen Terrors wurde. Die SS hatte im Rahmen der „Endlösung“ maßgeblichen Anteil am Völkermord an den europäischen Juden sowie den Sinti und Roma. verlangt – in deutscher Sprache verfassen konnten. Trotz der strengen Postzensur durch die SS waren die persönlichen Nachrichten an oder von Familienangehörigen eine wichtige Kraftquelle für den Überlebenswillen der Gefangenen. So schreibt Alman Rose kurz vor dem Jahreswechsel 1941:

[Konzentrationslager Niederhagen, 28.12.1941]
„Liebe Eltern. Habe Euren lieben Brief erhalten, wofür ich Euch herzlich danke. Ist mein Bruder Reinhold gesund. Ist Bruder Oskar mit seiner Frau zusammen. Bin gesund, was ich von Euch auch hoffe. Ich wünsche Euch liebe Eltern u. Geschwister ein gesundes neues Jahr. Es grüsst und küsst Euch liebe Eltern u. Geschwister Eurer Alman.“
(Foto: Kreismuseum Wewelsburg,
Leihgabe aus Privatbesitz)

Im Verlauf des Krieges wurden sämtliche materiellen Ressourcen der deutschen WehrmachtWehrmacht Die Armee des nationalsozialistischen Deutschlands wurde seit 1935 als "Wehrmacht" bezeichnet. Mit der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht erfolgte ab 1935 der rasche Ausbau der Wehrmacht, in die neben dem Heer auch die Marine und die Luftwaffe eingegliedert waren. Oberster Befehlshaber der Wehrmacht war Hitler, die Befehls- und Kommandogewalt hatte der Reichskriegsminister. zugeteilt, sodass sich die Versorgung und Lage der KZ-Häftlinge dramatisch verschlechterte. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung gestattete der Lagerkommandant Adolf Haas den Gefangenen im eisigen Winter 1941/42 ausdrücklich den Empfang von Kleidungsstücken und Lebensmittelsendungen. Im November 1941 erbat auch Alman Rose von seinen Eltern wärmende Kleidung, was auf seine völlig unzureichende Gefangenenkleidung und die damit einhergehenden unmenschlichen Lebensbedingungen hinweist.

[Konzentrationslager Niederhagen, 7.11.1941]
„Liebe Eltern. Ich muß Euch mitteilen, das ich bin von Oranienburg nach Wewelsburg gekommen. Und seid so gut und schickt mir ein Paket mit warmer Unterwäsche, mit warmen dicken Pullover, einen Schal, ein paar dicke Strümpfe, ein warmes Hemd oder zwei, ein Paar Unterhosen, Ohrenschoner. Ich bin noch gesund was ich auch von Euch hoffe und viele Grüße von mir an Euch Alle. Ein extra Gruss an Tubki [?]. Viele Grüsse von Eurem Sohn Alman.“

Zum Zeitpunkt des Schreibens war das Lager maßlos überfüllt, die Baracken kaum gegen die Kälte isoliert und voller kranker und geschwächter Häftlinge. Zudem waren die Lebensmittelrationen völlig unzureichend. Wenige Wochen nach diesem letzten Brief, am 5. Februar 1942, starb Alman Rose. Er überlebte nicht einmal ein halbes Jahr im KZ Niederhagen. Die offizielle und vom Lagerstandesamt dokumentierte Todesursache lautete „akute Herzschwäche“. Im Widerspruch zur Willkür der SS und der menschenverachtenden Behandlung der Häftlinge standen die scheinbar geordneten Verwaltungsabläufe der SS. Sie dienten vielfach nur dazu, den wahrhaften Terror in den Konzentrationslagern zu verschleiern oder notwendige formale Anforderungen zu erfüllen. Sterbeurkunden wurden von SS-Standesbeamten erstellt und beglaubigt. Auch wenn die darin vermerkten Todesursachen beliebig gefälscht werden konnten, so waren sie für die Angehörigen als Dokumente notwendig, um z.B. finanzielle Absicherungen wie private Renten- oder Erbansprüche regeln zu können.

Effektenkarte von Alman Rose aus dem KZ Niederhagen (Foto: Arolsen Archives)
Effektenkarte von Alman Rose aus dem KZ Niederhagen
(Foto: Arolsen Archives)
Todesbescheinigung der Lagerverwaltung von Alman Rose (Foto: Arolsen Archives)
Todesbescheinigung der Lagerverwaltung von Alman Rose (Foto: Arolsen Archives)

Auch wenn die Arbeitskraft der Gefangenen ohne Rücksicht auf ihr Leben ausgenutzt wurde, mussten die nach dem Tod verbliebenen Eigentümer formal an die nächsten Verwandten übergeben werden. So dokumentiert auch die erhaltene Effektenkarte von Alman Rose, dass sein „Nachlass“ bestehend aus seiner Zivilkleidung sowie Fotos und einer Geldbörse am 16. Februar 1942 an die zuständige Kriminalpolizeileitdienststelle in Stettin zur Aushändigung an den Vater übergeben wurde. Ob dieser und die Familie zu diesem Zeitpunkt noch in Stettin bzw. in Freiheit lebten, lässt sich aufgrund der mangelnden Quellenlage nicht mehr rekonstruieren. Nur von Almans Schwester Adelgunde ist bekannt, dass sie verhaftet und in die Konzentrationslager Ravensbrück und Buchenwald gebracht wurde. Ihr weiteres Schicksal wie auch das der Familie Rose ist unbekannt.

Quellenangaben

Brebeck, Wulff u.a. (Hrsg.): Endzeitkämpfer. IdeologieIdeologie Ideologie stammt vom griechischen Wort „ideologia“ und bedeutet auf Deutsch „Ideenlehre“. Mit Ideologie bezeichnet man bestimmte politische Ideen (z.B. Sozialismus, Marxismus, Kommunismus, Konservatismus oder Liberalismus). Ideologien sind nicht richtig oder falsch, sondern spiegeln bestimmte Wertvorstellungen wider. Wer eine Ideologie vertritt, zeigt, dass sie oder er mit den Vorstellungen, mit den Werten dieser Idee einverstanden ist und diese auch in der Politik umsetzen möchte. Gefährlich werden Ideologien dann, wenn nur mehr eine einzige erlaubt ist und alle Menschen, die andere Ideologien vertreten oder sich für diese einsetzen, daran gehindert oder verfolgt werden. Dies war zum Beispiel in Diktaturen wie dem Nationalsozialismus der Fall. und Terror der SS, München 2012, S. 309 und S. 357.
John-Stucke, Kirsten: Sinti und Roma im KZ Niederhagen/Wewelsburg (Büren-Wewelsburg), in: Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933-1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, hrsg. von Fings, Karola/Opfermann, Ulrich, Paderborn 2012, S. 101-107.

Wir danken dem Kreismuseum Wewelsburg für die freundliche Unterstützung sowie für die Nutzungserlaubnis der Fotografien.

Redaktionelle Mitarbeit: Diana Kail

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