Wewelsburg/Niederhagen, Konzentrationslager

Sinti und Roma im KZ Niederhagen/Wewelsburg
  • Modell des Konzentrationslagers in der Erinnerungs- und Gedenkstätte (Foto: M. Groppe/Kreismuseum Wewelsburg)
  • Blick durch das Torgebäude und das Lagertor, dahinter die Baracken des Häftlingslagers, 1947 (Foto: Walter Nies/Stadtarchiv Lippstadt)
  • Ehemaliges Torhaus (rechts) und Baracken des Lagers, 1947 (Foto: Walter Nies/Stadtarchiv Lippstadt)
  • Blick auf die ehemalige Häftlingsküche, 1947 (Foto: Walter Nies/Stadtarchiv Lippstadt)
  • Häftlinge bei der Zwangsarbeit im Steinbruch unterhalb der Wewelsburg, 1940/1941 (Foto: Kreismuseum Wewelsburg)

Kurzinformation

Sinti und Roma im KZ Niederhagen/Wewelsburg

Die Wewelsburg

Die Geschichte des Konzentrationslagers Niederhagen ist untrennbar mit der Wewelsburg verbunden. Ihre Spuren lassen sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Zwischen 1603 und 1609 wurde sie als Nebenresidenz der Paderborner Fürstbischöfe umgebaut. Seitdem thront die Wewelsburg mit ihrem in Deutschland einzigartigen Erscheinungsbild als regelmäßige Dreiflügelanlage mit Ecktürmen auf einem Felssporn über dem malerischen Almetal.

Im Jahr 1934 pachtete Heinrich Himmler, der Reichsführer der SSSchutzstaffel Die Schutzstaffel (kurz: SS) war 1925 als persönliche Leibwache Hitlers gegründet worden. Den höchsten Dienstgrad innerhalb der SS stellte seit 1934 der „Reichsführer SS“ dar. Bis 1945 nahm Heinrich Himmler diese Position ein. Unter seiner Leitung wurde die SS zu einer Eliteeinheit aufgebaut, die zum zentralen Instrument des staatlichen Terrors wurde. Die SS hatte im Rahmen der „Endlösung“ maßgeblichen Anteil am Völkermord an den europäischen Juden sowie den Sinti und Roma., die rund 17 Kilometer südwestlich der Stadt Paderborn gelegene Wewelsburg. Ab 1933 plante er, dort einen zentralen Versammlungsort für die SS einzurichten. Zunächst als „Reichsführerschule“ für SS-Offiziere gedacht, wurden Ende der 1930er Jahre Maßnahmen ergriffen, welche die Wewelsburg mehr und mehr in eine abgeschottete, zentrale Versammlungsstätte für die höchsten SS-Offiziere umwandeln sollten. Der Putz an der Fassade des Schlosses wurde in weiten Teilen abgeschlagen und der Graben vertieft, um die Anlage „burgenähnlicher“ wirken zu lassen. Die Innenräume der Wewelsburg wurden mit nordischen Symbolen verziert. Himmler kündigte an, jährliche Gruppenführertreffen auf der Wewelsburg abhalten zu wollen, bei denen die ranghöchsten SS-Offiziere zusammentreffen würden. Ebenso sollten hier Vereidigungsfeiern stattfinden. Und noch gegen Kriegsende ordnete Himmler an, die Wewelsburg solle das „Reichshaus der SS-Gruppenführer“ werden.

Je umfassender der Machtanspruch Heinrich Himmlers und der SS im Deutschen Reich wurde, desto monumentaler entwickelten sich die Baupläne rund um die Wewelsburg, ihr direktes Umfeld und auch das gleichnamige Dorf. Der Architekt Hermann Bartels entwarf schließlich in enger Absprache mit Himmler eine gigantische Anlage mit Gebäuden und Wällen und einem Radius von 600 Metern. Den Mittelpunkt sollte dabei der Nordturm der Wewelsburg bilden. Zur Realisierung hätte das Dorf weichen müssen. Doch während des Zweiten Weltkriegs kam das Bauvorhaben nach und nach zum Erliegen.

Die für die Umbauarbeiten benötigten Arbeitskräfte rekrutierte man aus dem Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD) und später dem ReichsarbeitsdienstReichsarbeitsdienst Der Reichsarbeitsdienst (RAD) wurde im Juni 1935 von den Nationalsozialisten gegründet. Fortan mussten männliche Jugendliche im Alter zwischen 18 und 25 Jahren vor ihrem Wehrdienst einen halbjährigen Arbeitsdienst ableisten. Für junge Frauen war dies zunächst freiwillig. Der RAD sollte junge Erwachsene im Sinne der NS-Ideologie und innerhalb einer militärähnlichen Struktur erziehen. Der NS-Staat stellte den Einsatz im RAD als „Ehrendienst“ an der „Volksgemeinschaft“ dar. Arbeitskolonnen des RAD waren an der Trockenlegung von Mooren, am Bau der Autobahnen und des Westwalls beteiligt – später auch zur Unterstützung der Wehrmacht in Bau- und Instandsetzungstruppen und an Flugabwehrgeschützen. Unmittelbar nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Arbeitsdienstpflicht für weibliche Jugendliche eingeführt. Sie wurden als "Arbeitsmaiden" bezeichnet und mussten u.a. Mütter im Haushalt entlasten oder in der Landwirtschaft arbeiten. (RADReichsarbeitsdienst Der Reichsarbeitsdienst (RAD) wurde im Juni 1935 von den Nationalsozialisten gegründet. Fortan mussten männliche Jugendliche im Alter zwischen 18 und 25 Jahren vor ihrem Wehrdienst einen halbjährigen Arbeitsdienst ableisten. Für junge Frauen war dies zunächst freiwillig. Der RAD sollte junge Erwachsene im Sinne der NS-Ideologie und innerhalb einer militärähnlichen Struktur erziehen. Der NS-Staat stellte den Einsatz im RAD als „Ehrendienst“ an der „Volksgemeinschaft“ dar. Arbeitskolonnen des RAD waren an der Trockenlegung von Mooren, am Bau der Autobahnen und des Westwalls beteiligt – später auch zur Unterstützung der Wehrmacht in Bau- und Instandsetzungstruppen und an Flugabwehrgeschützen. Unmittelbar nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Arbeitsdienstpflicht für weibliche Jugendliche eingeführt. Sie wurden als "Arbeitsmaiden" bezeichnet und mussten u.a. Mütter im Haushalt entlasten oder in der Landwirtschaft arbeiten.). Mit Blick auf die Kriegsvorbereitungen wurden die eingesetzten Männer jedoch im Jahr 1938 an den Westwall verlegt. Nichts lag danach für die SS näher, als auch in Wewelsburg die Arbeitskraft von KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit".-Häftlingen für die Bauarbeiten auszubeuten.

KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". in Wewelsburg

Im Mai 1939 traf ein erstes Arbeitskommando mit Häftlingen aus dem KZ Sachsenhausen in Wewelsburg an. Es handelte sich dabei um 100 Männer, die von der SS in der Kategorie der sogenannten Berufsverbrecher eingruppiert worden waren. Sie errichteten unterhalb der Wewelsburg ein erstes Barackenlager. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Kommando zunächst wieder abgezogen, bevor im Dezember 1939 erneut Häftlinge (ebenfalls aus der Kategorie „Berufsverbrecher“) von Sachsenhausen nach Wewelsburg geschickt wurden.

Fluchtversuche, die in der Öffentlichkeit für Aufsehen gesorgt hatten, führten im Februar 1940 schließlich dazu, dass die Gefangenen durch zum Großteil handwerklich ausgebildete „Bibelforscher“-Häftlinge (Zeugen Jehovas) ersetzt wurden. Die SS hatte vor allem einen Grund dafür: Ihnen wurde nachgesagt, dass sie wegen ihrer religiösen Haltung nicht fliehen würden. Die Zeugen Jehovas mussten auf dem als „Niederhagen“ bezeichneten Gemeindegebiet am östlichen Dorfrand ein Barackenlager bauen. Im Herbst 1940 waren dort bereits ungefähr 500 Männer inhaftiert. Lagerkommandant wurde ab Sommer 1940 Adolf Haas, der sich selbst als „Herrgott von Wewelsburg“ betitelte. Zunehmend trafen neue Häftlinge – auch aus anderen Häftlingskategorien – im Lager ein, das schließlich am 7. Januar 1941 offiziell den Status eines Außenlagers des KZ Sachsenhausen erhielt.

KZ Niederhagen

Zum 1. September 1941 wurde das Außenlager zum eigenständigen „Konzentrationslager Niederhagen“ erklärt. Wirtschaftliche Gründe hatten Himmler zu diesem Schritt bewogen. Die Bezeichnung des Lagers nach dem Gemeindegebiet wurde gewählt, um das Konzentrationslager nicht unmittelbar mit der Wewelsburg in Verbindung zu bringen. Dies führte selbst noch Jahrzehnte nach dem Kriegsende dazu, dass das Lager auf Übersichtskarten der Konzentrationslager fehlte oder nicht korrekt lokalisiert wurde. Das KZ Niederhagen war zudem das kleinste staatliche KZ-Hauptlager.

Nach dem Angriff auf die SowjetunionUnion der Sozialistischen Sowjetrepubliken Zwischen 1922 und 1991 war die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (kurz: UdSSR) ein zentralistisch regierter Einparteienstaat, der sich über Osteuropa bis nach Zentral- und über gesamt Nordasien erstreckte. Das Kerngebiet bestand aus der Russischen Sowjetrepublik. Seit der Auflösung der UdSSR 1991 werden die völkerrechtlichen Rechte und Pflichten von der Russischen Föderation wahrgenommen. im Juni 1941 stieg der Anteil der ausländischen Häftlinge schlagartig an. Außerdem nutzte die Gestapo das Lager zur Einweisung von polnischen und ukrainischen Zwangsarbeitern aus dem Ruhrgebiet und als Exekutionsstätte. Hinzukamen ab 1942 hunderte sowjetische Kriegsgefangene. Die Zahl der Häftlinge schnellte von 800 im Jahr 1942 auf 1500 Anfang 1943 in die Höhe und zog eine drastische Verschlechterung der Lebensbedingungen nach sich. Durch die Überbelegung der 16 Unterkunftsbaracken verbreiteten sich ansteckende Krankheiten, und die Nahrungsmittelversorgung war bereits seit 1941 ungenügend. Lagerarzt Dr. Metzger berichtete in einer Zeugenaussage nach 1945, dass die Häftlinge trotz körperlicher Schwerstarbeit gerade einmal 600 bis 900 Kalorien am Tag zu sich nahmen.

Die Gefangenen mussten an der Erweiterung des KZ um einen Wirtschaftshof und einen Bauhof, an der Errichtung eines neuen Lagers für die SS-Wachmannschaften und vor allem an der Ausgestaltung des Nordturms der Wewelsburg, der Errichtung einer repräsentativen Villa für den Architekten Hermann Bartels, an einem SS-Stabsgebäude und an einer Siedlung für SS-Führer arbeiten. Schwerstarbeit, unmenschliche Lebensbedingungen, schlechte medizinische Versorgung und Misshandlungen durch die Wachmannschaften führten dazu, dass von über 3.900 Häftlingen in den verschiedenen Lagern in Wewelsburg nachweislich mindestens 1.229 ermordet wurden. Weitere 56 Menschen wurden nur zum Zweck ihrer HinrichtungExekution Bezeichnung für "Hinrichtung" beziehungsweise "Vollstreckung eines Todesurteils". von der Gestapo in das Lager gebracht. Um angesichts steigender Todeszahlen die Leichentransporte in städtische KrematorienKrematorium Bezeichnung für eine Anlage zum Verbrennen von Leichen. In vielen Konzentrationslagern gab es Verbrennungsöfen, um die Leichen der ermordeten Häftlinge einzuäschern. Oftmals befanden sich in den Gebäuden auch Hinrichtungsstätten und Gaskammern, wie zum Beispiel in Auschwitz, Sachsenhausen und Mauthausen. zu vermeiden, wurde 1942 ein Krematoriumsgebäude auf dem Lagergelände errichtet.

Ein allgemeines Bauverbot für alle kriegsunwichtigen Projekte führte im März 1943 zu einem Einweisungsstopp für das KZ Niederhagen. Nachdem anschließend die meisten der Häftlinge in die Konzentrationslager Buchenwald, Ravensbrück, Dachau und Bergen-Belsen verlegt worden waren, wurde das KZ Niederhagen am 30. April1943 aufgelöst. Auf einem kleinen Teil des ehemaligen Lagergeländes existierte anschließend vom 1. Mai 1943 bis zur Befreiung durch amerikanische Truppen am 2. April 1945 ein Außenlager des KZ Buchenwald. In diesem sogenannten Restkommando befanden sich zuletzt 40 Bibelforscher-Häftlinge und zwei politische Häftlinge. Sie lebten unter deutlich besseren Haftbedingungen und wurden u.a. beim Unterhalt der Wewelsburg eingesetzt und mussten diese 1944 mit grün-brauner Tarnfarbe anstreichen.

Sinti und Roma in Wewelsburg

Die historische Überlieferung zur Gruppe der in Wewelsburg inhaftierten Sinti und Roma ist überaus dünn. Während der Selbstständigkeit des Lagers als KZ Niederhagen von September 1941 bis April 1943 wurde zwar eine Häftlingskartei angelegt, allerdings vermerkten die Schreiber dort keine Gruppenzugehörigkeiten neben den offiziellen Haftkategorien. Somit können heute primär nur die Gefangenen der Gruppe der Sinti und Roma zugeordnet werden, bei denen durch Notizen (z.B. auf Sterbeurkunden), Namen, historische Kontexte von Verhaftungsaktionen u.a. belegbar oder rekonstruierbar ist, dass sie der Gruppe der Sinti und Roma angehörten. Dies ist nur lückenhaft möglich und zudem wenig zufriedenstellend, da die in den Quellen dokumentierte StigmatisierungStigmatisierung "Stigmatisierung" bedeutet innerhalb einer Gesellschaft bestimmte Merkmale von Personen oder Gruppen negativ zu bewerten und die Betroffenen schließlich auf diese negativen Bewertungen zu reduzieren. als „Zigeuner“ damit heute eine wesentliche Grundlage bildet, um Gefangene der Opfergruppe der Sinti und Roma zuordnen zu können.

Insgesamt waren mindestens 44 Sinti und Roma in Wewelsburg inhaftiert. Michael Karoly, ein Rom aus dem österreichischen BurgenlandBurgenland Das Burgenland ist das östlichste und kleinste (Einwohnerzahl) Bundesland in Österreich. Vor 1938 lebten ca. 11.000 Sinti und Roma in Österreich, davon ca. 8.000 im Burgenland., war der nachweisbar erste von ihnen. Er wurde in das KZ Sachsenhausen deportiert, dort offiziell am 30. März 1940 registriert und im Anschluss nach Wewelsburg (zu diesem Zeitpunkt noch Arbeitskommando des KZ Sachsenhausen) verschleppt. Die menschenverachtenden Existenzbedingungen in den Lagern überlebte er nicht einmal 8 Monate: Am 22. November wurde sein Tod in Wewelsburg standesamtlich dokumentiert. Sein Leichnam brachte man zur Einäscherung nach Bielefeld-Brackwede, da das Lager zu diesem Zeitpunkt noch über kein eigenes KrematoriumKrematorium Bezeichnung für eine Anlage zum Verbrennen von Leichen. In vielen Konzentrationslagern gab es Verbrennungsöfen, um die Leichen der ermordeten Häftlinge einzuäschern. Oftmals befanden sich in den Gebäuden auch Hinrichtungsstätten und Gaskammern, wie zum Beispiel in Auschwitz, Sachsenhausen und Mauthausen. verfügte. Die Asche von Michael Karoly wurde schließlich auf den Friedhof Berlin-Altglienicke überführt und dort am 13. März 1941 in einem anonymen Gemeinschaftsgrab mit insgesamt über 1.300 Ermordeten beigesetzt.

Die größte Gruppe von Sinti und Roma traf in Wewelsburg mit der formalen Eröffnung des KZ Niederhagen am 1. September 1941 ein. Die 29 Männer im Alter zwischen 20 und 41 Jahren waren ebenfalls aus dem KZ Sachsenhausen dorthin gebracht worden. Wie in den Konzentrationslagern allgemein, wurden auch in Wewelsburg Sinti und Roma aufgrund rassistischer Vorurteile durch die SS besonders schwer misshandelt. Nachdem sich dort die Existenzbedingungen im Winter 1941/42 radikal verschlechtert hatten, starben allein im Jahr 1942 26 von ihnen. Mit mindestens 29 Todesopfern starben rund 66 Prozent der nachweisbar nach Wewelsburg deportierten Sinti-und-Roma-Häftlinge.

Bei der Auflösung des KZ Niederhagen als Hauptlager wurden im April 1943 neun Häftlinge in das KZ Ravensbrück sowie weitere vier in das KZ Buchenwald gebracht. Zusammen mit zwei im Jahr 1942 nach Dachau deportierten Männern wurden insgesamt 16 Sinti und Roma von Wewelsburg aus in andere Konzentrationslager verschleppt. Dort starben mindestens weitere fünf von ihnen. Somit überlebten 34 der nach Wewelsburg deportierten Sinti und Roma die Konzentrationslager nicht, was einer erschreckenden Todesrate von 77 Prozent entspricht.

Quellenangaben

Sammlung Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Tatorte
Arolsen Archives
Häftlingsdatenbank des Kreismuseums Wewelsburg

Brebeck, Wulff u.a. (Hrsg.): Endzeitkämpfer. IdeologieIdeologie Ideologie stammt vom griechischen Wort „ideologia“ und bedeutet auf Deutsch „Ideenlehre“. Mit Ideologie bezeichnet man bestimmte politische Ideen (z.B. Sozialismus, Marxismus, Kommunismus, Konservatismus oder Liberalismus). Ideologien sind nicht richtig oder falsch, sondern spiegeln bestimmte Wertvorstellungen wider. Wer eine Ideologie vertritt, zeigt, dass sie oder er mit den Vorstellungen, mit den Werten dieser Idee einverstanden ist und diese auch in der Politik umsetzen möchte. Gefährlich werden Ideologien dann, wenn nur mehr eine einzige erlaubt ist und alle Menschen, die andere Ideologien vertreten oder sich für diese einsetzen, daran gehindert oder verfolgt werden. Dies war zum Beispiel in Diktaturen wie dem Nationalsozialismus der Fall. und Terror der SS, München 2012.
John-Stucke, Kirsten: Sinti und Roma im KZ Niederhagen/Wewelsburg (Büren-Wewelsburg), in: Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933-1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, hrsg. von Fings, Karola/Opfermann, Ulrich, Paderborn 2012, S. 101-107.
John, Kirsten: „Mein Vater wird gesucht …“. Häftlinge des Konzentrationslagers in Wewelsburg, Essen 1998, S. 209f.

Ein großer Tag, Bericht des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg, https://www.sinti-roma-berlin.de/aktuell/ein-grosser-tag.html vom 27.09.2021

Auskunft des Archivs der Gedenkstätte Sachsenhausen zu Michael Karoly vom 8.1.2024. Wir danken Monika Liebscher für die Recherche und freundliche Unterstützung.

Wir danken dem Kreismuseum Wewelsburg und der Museumsleiterin Kirsten John-Stucke für die Unterstützung und den kollegialen Abgleich von Informationen und Rechercheergebnissen sowie dem Stadtarchiv Lippstadt, Frau Kowollik, für die freundliche Unterstützung sowie die Nutzungserlaubnis der Fotografien. Der Historikerin Diana Kail danken wir für die Mitwirkung und bei den komplexen Recherchen.

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