Weimar, Gedenkweg Buchenwaldbahn

Gedenksteine erinnern an deportierte Kinder und Jugendliche
  • Bushaltestelle an der "Blutstraße" (Foto: Andreas Pflock)
  • Infotafel mit dem Verlauf der Buchenwaldbahn (Foto: Andreas Pflock)
  • Hinweisschild an der "Blutstraße", rechts die Reste des Bahndamms (Foto: Andreas Pflock)
  • Steinmarkierung am Verlauf der Buchenwaldbahn (Foto: Andreas Pflock)
  • Einweihungsfeierlichkeit am 23. Juli 2013 (Foto: Katharina Brand, Sammlung Gedenkstätte Buchenwald)
  • Die Gedenksteine am Tag der Einweihung (Foto: Katharina Brand, Sammlung Gedenkstätte Buchenwald)
  • Infotafel und namentliche Gedenksteine entlang der ehem. Bahnstrecke (Foto: Andreas Pflock)
  • Namentliche Gedenksteine für deportierte Sinti und Roma (Foto: Andreas Pflock)
  • Namentliche Gedenksteine für deportierte Sinti und Roma (Foto: Andreas Pflock)
  • Erhaltener Kilometerstein am Streckenverlauf (Foto: Andreas Pflock)
  • Namentliche Gedenksteine für deportierte Sinti und Roma (Foto: Andreas Pflock)

Kurzinformation

Gedenksteine erinnern an deportierte Kinder und Jugendliche

Beschreibung

Ungefähr auf halber Strecke zwischen dem Beginn der „Blutstraße“, dem von Häftlingen ausgebauten Zufahrtsweg zum KZKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit". Buchenwald, und dem Mahnmal der Gedenkstätte befindet sich die Bushaltestelle „Gedenkweg Buchenwaldbahn“ mit einem kleinen Parkplatz. Von dort aus führt der Weg einige Minuten entlang des einstigen Bahndamms der Buchenwaldbahn in Richtung Westen, um die Gedenksteine zu erreichen.

Die Namen der Kinder und Jugendlichen wurden in Natursteine unterschiedlicher Größe eingemeißelt und eingefärbt. Seit dem Jahr 2013 erinnern 200 dieser Gedenksteine an Sinti- und Roma-Kinder. Weitere 111 Steine wurden zur Erinnerung an jüdische Kinder angefertigt. Eine Informationstafel trägt folgenden Text in deutscher und englischer Sprache:

"Todeszüge
Sie sahen nichts von der Bahnstrecke, die sie passierten: Einhunderttausend Menschen, zusammengepfercht in Güterwaggons, trafen von Anfang 1944 bis April 1945 in Buchenwald ein. Jeder Dritte von ihnen war jünger als 21 Jahre. Hunderte waren noch Kinder. Meist mussten sie nach Tagen oder Wochen erneut in Waggons steigen und wurden in eines der Außenlager von Buchenwald gebracht. Juden, Sinti und Roma, zu jung oder zu schwach für die ZwangsarbeitZwangsarbeit Bezeichnung für die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft ohne oder mit nur sehr geringer Bezahlung. Das nationalsozialistische Deutschland schuf mit insgesamt über 12 Millionen Zwangsarbeiter*innen eines der größten Zwangsarbeitssysteme der Geschichte. Neben Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen wurden Millionen von Zivilisten aus besetzten Staaten Europas größtenteils verschleppt und von der deutschen Industrie als Zwangsarbeiter*innen missbraucht., schickte die SSSchutzstaffel Die Schutzstaffel (kurz: SS) war 1925 als persönliche Leibwache Hitlers gegründet worden. Den höchsten Dienstgrad innerhalb der SS stellte seit 1934 der „Reichsführer SS“ dar. Bis 1945 nahm Heinrich Himmler diese Position ein. Unter seiner Leitung wurde die SS zu einer Eliteeinheit aufgebaut, die zum zentralen Instrument des staatlichen Terrors wurde. Die SS hatte im Rahmen der „Endlösung“ maßgeblichen Anteil am Völkermord an den europäischen Juden sowie den Sinti und Roma. mit Todeszügen nach Auschwitz. Der erste dieser Züge verließ Buchenwald am 25. September 1944 - 200 Sinti- und Roma-Kinder. Sie wurden in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Ein zweiter Zug mit 1188 ungarischen Juden folgte Anfang Oktober 1944. Als die KrematorienKrematorium Bezeichnung für eine Anlage zum Verbrennen von Leichen. In vielen Konzentrationslagern gab es Verbrennungsöfen, um die Leichen der ermordeten Häftlinge einzuäschern. Oftmals befanden sich in den Gebäuden auch Hinrichtungsstätten und Gaskammern, wie zum Beispiel in Auschwitz, Sachsenhausen und Mauthausen. von Auschwitz zerstört waren, brachte man Tausende in das Todeslager Bergen-Belsen."

Biografische Informationen zu den deportierten Kindern und Jugendlichen können über die Internetseite des Projektes recherchiert werden.

Entstehung

Im Frühjahr 1943 mussten Häftlinge des KZ Buchenwald in nur drei Monaten eine zehn Kilometer lange Bahnlinie zwischen Weimar-Schöndorf und Buchenwald anlegen. Sie diente zunächst der Versorgung des Rüstungswerks neben dem KonzentrationslagerKonzentrationslager Konzentrationslager (kurz: KZ oder KL) waren das wichtigste Instrument der NS-Terrorherrschaft. Erste Lager entstanden schon im März 1933, kurz nach der Machtübernahme der NSDAP, anfangs noch in u.a. leeren Fabrikgebäuden, ehemaligen Gefängnissen und Kellergewölben. Bis Kriegsbeginn wurden sieben Konzentrationslager errichtet, bis Ende des Krieges waren es 22 Hauptlager mit weit über 1.000 Außenlagern und Außenkommandos. Alle, die von den Nationalsozialisten zu weltanschaulichen, religiösen und „rassischen“ Gegnerinnen und Gegnern erklärt worden waren, sollten dort inhaftiert werden. Darunter befanden sich vor allem Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Sozialisten und andere politische Gegner. Mit Kriegsbeginn verschärften sich die Haftbedingungen weiter und die Ermordung der Gefangenen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Arbeitskraft der Häftlinge sollte bis zur völligen Erschöpfung oder bis zum Tod für die Kriegswirtschaft ausgenutzt werden. Die SS bezeichnete dies als "Vernichtung durch Arbeit".. Aus ganz Europa wurden ab Anfang 1944 Jungen und Männer auf diesen Gleisen ins KZ Buchenwald und von dort aus zur Zwangsarbeit in eines der Außenlager gebracht. Im Jahre 1944 verließen den Bahnhof Buchenwald zudem Vernichtungstransporte in das Konzentrationslager Auschwitz. Darin befanden sich Kinder (Juden wie Sinti und Roma), die zu jung oder zu schwach für die Zwangsarbeit in Buchenwald waren. Fast alle Kinder wurden in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Ihnen sind die Arbeit der Initiative „Gedenkweg Buchenwaldbahn“ und die daraus entstandenen „Gedenksteine für die deportierten Kinder“ gewidmet. Der „Gedenkweg Buchenwaldbahn“ wurde von Heiko Clajus ins Leben gerufen und ab 2007 auf Anregung des „Projekts Spurensuche“ der Gerberstraße 1 e.V. und mit Unterstützung der Stadt Weimar, der Gedenkstätte Buchenwald und des Fördervereins Buchenwald e.V. auf einem 3,5 Kilometer langen Abschnitt der ehemaligen Bahntrasse angelegt.

Die Freilegung wurde möglich durch viele ehrenamtliche Helfer aus Weimar und Teilnehmende verschiedener internationaler Workcamps. Der Gedenkweg beginnt am Hauptbahnhof Weimar und endet am Bahnhof Buchenwald und ist mit Informationstafeln ausgeschildert. Die Kennzeichnung der historischen Verbindung zwischen Weimar und Buchenwald soll einen neuen „Zugang“ zum ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald schaffen sowie die Schicksale der Deportierten und die Verknüpfung des Lagers mit der Außenwelt erfahrbar machen. Der Gedenkweg Buchenwaldbahn versteht sich als partizipatives, wachsendes Denkmal. Das Projekt soll fortgesetzt werden, bis für alle deportierten Kinder und Jugendlichen ein Gedenkstein existiert. Teilnehmer von Workcamps und Einzelpersonen können weitere Gedenksteine zur namentlichen Erinnerung an die deportierten Kinder anfertigen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, die Biografie des deportierten Kindes im Archiv zu recherchieren, die Ausstellungen der Gedenkstätte zu besuchen und an Führungen teilzunehmen. 200 Gedenksteine erinnern an den ersten der Vernichtungstransporte mit 200 Sinti und Roma, der am 25. September 1944 das Lager Buchenwald in Richtung Auschwitz verließ. Weitere 110 Gedenksteine erinnern an jüdische Kinder, die am 6. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert wurden.

Quellenangaben

Archiv Dokumentations- und Kulturzentrum, Heidelberg: Sammlung Gedenkorte

Fromm, Günter/Rockstuhl, Harald: Die Buchenwaldbahn 1943-1953, Bad Langensalza 2017.
Leo, Annette: Das Kind auf der Liste. Die Geschichte von Willy Blum und seiner Familie, Berlin 2018.

http://www.gedenksteine-buchenwaldbahn.de am 04.08.2019

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